Anfangs war die Impfung nur für Mädchen gedacht: Sie schützt vor bestimmten humanen Papillomaviren (HPV). Sie werden beim Sex übertragen und sind eine Ursache für Gebärmutterhalskrebs. Die Viren richten aber meist keinen Schaden an oder verursachen höchstens lästige Warzen.
Vor einem Jahr empfahl das Bundesamt für Gesundheit die Impfung zusätzlich für Knaben und junge Männer von 11 bis 26 Jahren. Das schütze sie vor Krebs an Penis und After. Bewiesen ist dies nicht. Trotzdem doppelt die Behörde jetzt nach: Ab Juli geht die Impfung innerhalb der kantonalen Programme auf Kosten der Grundversicherung – und damit der Prämienzahler. Kosten: Rund 300 Franken.
Fachleute kritisieren diesen Entscheid scharf. Der Arzt Hansruedi Fischer aus Aeugst am Albis ZH sagt: «Das Bundesamt ist der Pharmalobby wieder einmal auf den Leim gekrochen.» Schon bei Mädchen sei der Nutzen der Impfung umstritten. Knaben profitierten noch weit weniger davon.
Das bestätigt der deutsche Arzt und Impfexperte Martin Hirte. Zwar würden die Viren bei Männern in sehr seltenen Fällen Krebs im Bereich des Afters verursachen. Bei homosexuellen Männern ist dieses Risiko erhöht. «Man konnte aber bisher nicht nachweisen, dass die Impfung sie tatsächlich schützt.»
Die Schweizer Behörden hoffen indes, dass das Impfen von Männern wenigsten indirekt nützt. Denn geimpfte Männer würden die Viren nicht auf Frauen übertragen. Martin Hirte: «Es ist ethisch fragwürdig, wenn man eine Bevölkerungsgruppe impft, die so gut wie kein Krankheitsrisiko hat, sie damit aber möglichen Nebenwirkungen aussetzt.» Dazu zählen Fieber, Kopfweh, Gelenkbeschwerden und allergische Reaktionen. Es gibt auch Berichte über chronische Beschwerden.
Das Bundesamt für Gesundheit sagt, die Impfung bringe Männern mehr Nutzen als Risiken. Es sei nachgewiesen, dass die Impfung vor Analkrebs schütze. Laut Hersteller Sanofi Pasteur MSD ist der Impfstoff Gardasil für Männer sowohl zur Prävention von Genitalwarzen wie auch von Analkrebs zugelassen.
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