Seit einem halben Jahr zirkulieren in der Schweiz fast nur noch Coronaviren des relativ milden Omikron-Typs. Er hat die gefährlichere Delta-Variante verdrängt. Ende August liess die Heilmittelbehörde Swissmedic den ersten Impfstoff zu, der genetische Informationen der frühen Omikron-Variante BA.1 enthält. Er soll laut Hersteller Moderna besonders guten schützen. Weitere Impfstoffe kommen demnächst auf den Markt.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rät Risikopatienten, sich diesen Herbst nochmals impfen zu lassen. Dazu gehören chronisch Kranke wie Diabetespatienten, stark Übergewichtige oder Immungeschwächte, aber auch über 65-Jährige, Schwangere und Personen mit Trisomie 21. Die Ärzte sollen laut BAG «bevorzugt» den neuen Omikron-Impfstoff verwenden. Den älteren gegen die Delta-Variante können sie aber weiterhin verimpfen.
Weitere Dosis verbessert Schutz nur unwesentlich
Experten sehen das anders. Philip Tarr, Leiter Infektiologie und Spitalhygiene am Kantonsspital Baselland, empfiehlt den Booster vor allem Senioren. Das Alter sei der grösste Risikofaktor, erklärt Tarr, «viel wichtiger als Immunschwäche, Übergewicht, Diabetes oder eine Schwangerschaft». Der Infektiologe betont, alle sollten frei entscheiden, ob sie sich impfen lassen wollen. Denn die aktuellen Omikron-Varianten würden «sehr deutlich» mildere Krankheitsverläufe verursachen als die Delta-Variante, die im letzten Winter zirkulierte.
Bei allen Personen, die zwei Mal geimpft wurden oder von einer Infektion genesen sind, sei der Schutz vor schweren Verläufen sehr hoch, sagt Tarr: «Die meisten von uns dürfen sich also entspannen.» Eine dritte oder vierte Impfdosis verbessere diesen Schutz nicht wesentlich. Dieser Schutz hält vermutlich mehrere Jahre lang an.
Laut dem BAG haben 97 von 100 Personen in der Schweiz Antikörper gegen Coronaviren, weil sie geimpft oder genesen sind. Ihr Immunsystem schützt sie in der Regel gut vor einer schweren Krankheit. Dazu kommt: Die Impfstoffe können auch Nebenwirkungen haben, etwa Herzentzündungen, Schmerzen im Arm, Müdigkeit, Kopfweh und Fieber (Gesundheitstipp 9/2021).
Vitaminpillen und Medikamente helfen wenig bei Atemwegkrankheiten wie Corona, Grippe oder Erkältung (Gesundheitstipp 2/2022). Man schützt sich davor am besten, indem man Menschenmengen meidet und sich oft die Hände wäscht. Gesundheitstipp-Ärztin Stephanie Wolff sagt: «Bewegung an der frischen Luft, genug Schlaf und ausgewogenes Essen mit Gemüse und Obst stärken die Abwehr.» Auch regelmässiges Gurgeln mit Grüntee vermindert das Risiko, an Grippe zu erkranken. Das zeigen Studien.
Bei Husten empfiehlt Wolff Kräutertee mit Thymian, Fenchel, Salbei oder Süssholzwurzel: «Das macht den Schleim im Hals flüssig.» Bei Bronchitis hilft Inhalieren mit Wasserdampf und ätherischen Ölen. Wolff sagt, homöopathische Mittel wie Aconitum oder Belladonna würden die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen (siehe Merkblatt).
Gratis-Merkblatt: «Homöopathie bei Erkältung und Grippe»
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