«Ich will auch in Zukunft selber entscheiden können»

Bei Epidemien will der Bund ein Obligatorium fürs Impfen durchsetzen können. Dafür hat er das neue Epidemiegesetz erlassen. Jetzt sammeln Kritiker Unterschriften für ein Referendum. Auch Nationalrätin und Ärztin Yvonne Gilli wehrt sich.

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Gesundheitstipp 11/2012

04.11.2012

Letzte Aktualisierung:
05.11.2012

Brigitte Jeckelmann

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Frau Gilli, warum sind Sie gegen das obligatorische Impfen?

Das Impfen ist immer ein Eingriff in einen gesunden Körper. Das birgt die Gefahr, dass man einen Schaden anrichtet. Ich möchte auch in Zukunft selber über meinen Körper entscheiden können.

Bei einer Masern-Epidemie zum Beispiel wäre es doch sinnvoll, wenn alle Kinder geimpft wären?

Masern sind eine hochansteckende Krankheit, das ist unumstritten. Deswegen muss man Eltern aber nicht zwingen, ihre Kinder impfen zu lassen. Die Masern sind heute nicht gefährlicher als noch vor Jahren. Es gibt eine Studie, die sagt, dass nicht geimpfte Kinder später weniger an Krebs erkrankten als geimpfte. Diese Studie ist bis heute nicht widerlegt worden.

Die Spanische Grippe wütete 1918 – weltweit starben mehrere Millionen Menschen. Wäre ein Obligatorium bei einem ähnlichen Szenarium nicht ein Muss?

Die heutige Situation kann man nicht mit der damaligen vergleichen. 1918 herrschten in der Schweiz Armut und schlechte hygienische Zustände, ähnlich wie heute in einem Drittweltland. Es gab auch noch keine Antibiotika, und ein Grossteil der Bevölkerung hatte schlicht keinen Zugang zu ärztlicher Hilfe. Die Grippe traf vor allem geschwächte junge Menschen.

Vor drei Jahren wütete die Schweinegrippe, und viele befürchteten das Schlimmste.

Die alarmierenden Zahlen von Kranken und Toten stammten aus Mexiko. Dort lebt die Bevölkerung in ärmlichen Verhältnissen, das muss man beachten. Es ist klar: Auch bei uns kann jederzeit eine gefährliche Krankheit eintreffen, die man mit einer Impfung verhindern könnte.

In diesem Fall wäre eine Impfung sinnvoll. Ich bin aber überzeugt, dass die Leute sich dann auch ohne Zwang impfen lassen werden.

Bei der Schweinegrippe blieben die Behörden auf ihren Impfstoffen sitzen.

Die Schweinegrippe verlief tatsächlich nicht schwerer als bisherige Grippewellen. Dazu kam die verwirrende Informationspolitik des Bundes. Die Meldungen über die Gefährlichkeit des Virus änderten fast täglich. Mit der Folge, dass die Bevölkerung diese letztlich nicht mehr ernst genommen hat. Durch diese Erfahrungen hat man viel für künftige Szenarien gelernt. Doch man darf nicht vergessen, wie viel Geld mit Impfstoffen gemacht wird.

Was meinen Sie damit?

Impfstoffe sind ein riesiger Markt für die Pharmaindustrie. Ihre Interessen dienen nicht immer der Gesundheit der Bevölkerung. Gerade die Schweinegrippe war ein deutliches Beispiel dafür.

Dennoch sprechen sich nur wenige Ärzte gegen das Impfobligatorium aus. Warum?

Die Mehrheit der Ärzte ist positiv eingestellt gegenüber Impfungen. Daneben spielen wirtschaftliche Interessen eine Rolle und auch die Pharmaindustrie, die die Ärzte beeinflusst.

Zur Person: Yvonne Gilli

Yvonne Gilli (55) ist Fachärztin für Allgemeinmedizin mit Ausbildung in klassischer Homöopathie und traditioneller chinesischer Medizin. Sie führt eine Praxis in Wil SG. Seit 2007 sitzt Gilli für die Grünen im Nationalrat.

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