Wie viele Pferde beschlagen Sie pro Tag?
Ungefähr fünf bis zehn Pferde. Das ist im Vergleich zu den meisten Berufskollegen sehr viel. Da ich selbständig bin, habe ich keine andere Wahl. Wenn ich weniger arbeite, reicht es nicht zum Leben.
Wie lange arbeiten Sie?
Die Arbeitstage dauern unterschiedlich lang. Manchmal starte ich um 4 Uhr morgens und habe erst um 20 Uhr Feierabend.
Warum tun Sie sich das an?
Ich sehe nur die schönen Seiten. Ich arbeite gerne mit Stahl. Das Eisen kann man formen und gestalten. Zudem gefällt mir die Arbeit mit den Tieren. Ich muss mit ihnen kommunizieren und auf ihr Wesen eingehen. Jedes Tier ist anders.
Sie bücken sich viel und arbeiten auf den Knien. Haben Sie körperliche Probleme?
Ich spüre meine Arbeit immer wieder mal im Rücken. Durch die Arbeit verschiebt sich manchmal mein Kreuzbein-Darmbein-Gelenk. Das führt zu Rückenschmerzen.
Was tun Sie dagegen?
Ich mache zu Hause nach der Arbeit Dehnungsübungen für den Rücken und nehme ein warmes Bad. Am nächsten Morgen verschwinden die Schmerzen wieder.
Viele Hufschmiede klagen auch über Probleme in den Händen.
Das ist auch bei mir nicht anders. Wenn ich tagsüber viel mit einer Zange gearbeitet habe, um die Hufe auszuschneiden, sind meine Hände am Abend oft verkrampft.
Was tun Sie dagegen?
Ich massiere die Hände und tauche sie in ein Basenbad. Ausserdem nehme ich Vitamine und Mineralstoffe in Pulver- und Tablettenform, unter anderem für starke Gelenke. Das hilft.
Wie oft sind Sie schon verunfallt?
In der Lehre hatte ich einige Unfälle. Einmal trat mich ein Pferd und die Rippen waren gequetscht.
Sind Sie vorsichtiger geworden?
Ich versuche, gefährliche Situationen zu vermeiden. Wenn das Pferd ungestüm ist, probiere ich es zuerst zu beruhigen. Die Tiere müssen einem vertrauen, sonst kann man keine Hufe anbringen.
Sie arbeiten in einem Männerberuf. Kämpfen Sie mit Vorurteilen?
In der Lehre wurde ich von Berufskollegen ab und zu angefeindet. Ein Arbeitgeber sagte zu mir, er stelle prinzipiell keine Frauen ein, weil Frauen nicht in diesen Beruf gehörten. Das hat mich damals ziemlich erschüttert.
Wie reagieren Sie heute?
Ich nehme abfällige Bemerkungen nicht mehr ernst. Ich mache meine Arbeit und weiss, dass ich darin gut bin.
Das klingt selbstbewusst.
In der Schule war ich eine Aussenseiterin und wurde gemobbt. Ich war übergewichtig und ein Bubentyp. Meine Mitschüler hänselten mich auch, weil mein Vater Deutscher war. Ich habe gelernt, mich zu wehren und durchzusetzen.
Zur Person: Franziska Kiefer
Die gebürtige Berner Hufschmiedin ist 27 Jahre alt und lebt in Schaffhausen. Sie reist täglich zu Kunden in den Kantonen Bern, Wallis, Schaffhausen und Solothurn. In ihrer Freizeit schmiedet sie Werkzeuge, Waffen, Rüstungen, nimmt an Mittelaltermärkten teil und reitet.