Es war die Liebe, die Sie zur Schaustellerei brachte.
Ich habe meinen Mann im «Schützen» in Aarau kennengelernt. Ein komischer Kauz, dachte ich mit 21 Jahren. Und habe mich doch verliebt.
Er war Schausteller?
Er grillierte Bratwürste, hatte eine Schiessbude und ein Ringwerfen. Vor zwölf Jahren ist er gestorben.
Sie haben weitergemacht.
Ja, das war für mich klar. Ich habe heute drei Saisonmitarbeiter und Aushilfen für den Auf- und Abbau. Denn ich habe mehrere Geschäfte.
Zurzeit stehen Sie mit Ihrer Autoscooterbahn und einem Confiseriestand auf einem Festplatz. Und nach dem Arbeitstag fahren Sie nach Hause?
Wenn ich unterwegs bin, lebe ich im Wohnwagen. Aber ich habe eine Wohnung in Aarau.
Ist es nicht anstrengend, immer unterwegs zu sein?
Das gehört zu meinem Beruf.
Sind die anderen Schausteller eine Art Familie für Sie?
Früher sassen wir nach der Arbeit beisammen. Stundenlang. Heute fahren die einen nach Hause, die anderen ziehen sich in ihren Wohnwagen zurück. Und doch ist der Zusammenhalt gut.
Was gefällt Ihnen am Beruf?
Ich bin unabhängig. Ich bin die Chefin, was nicht immer einfach ist als Frau.
Wie meinen Sie das?
Es gibt heute noch Leute, die bei Frauen sagen: Kann die denn das?
Was erwidern Sie darauf?
Gar nichts. Ich weiss ja, dass ich es kann.
Manchmal ist es kalt. Und immer dieser Rummel. Wird es Ihnen nie zu viel?
Die Kälte stört mich nicht. Denn das Kassenhäuschen bei der Autoscooterbahn ist geheizt. Aber wenn wegen schlechten Wetters nur wenig los ist, dann finde ich es ziemlich mühsam.
Sie mögen hektische Tage?
Ich mag den Lärm. Der Autoscooter ist mein Ding! Ist Mitte Dezember die Saison fertig, frage ich mich: Was mache ich am Wochenende?
Kam es mal zu einem Unfall?
Nein, die Bahnen werden regelmässig kontrolliert.
Bereiten Sie die Süssigkeiten für Ihre Confiseriestände selber zu?
Früher machte ich die gebrannten Mandeln selber. Dann wurde ich krank, ich hatte drei Mal Krebs. Den schweren Kessel kann ich seither nicht mehr schütteln, da ich einen künstlichen Darmausgang habe.
Gab es Zeiten, in denen Sie kürzertraten?
Ich hatte Glück. Die Diagnosen erhielt ich immer im Winter. Da ist bei uns wenig los. Danach arbeitete ich einfach weiter, dann musste ich auch nicht darüber nachdenken. Nur nach der letzten Operation war ich drei Wochen in Kur; in dieser Zeit übernahmen meine Tochter und mein Schwiegersohn meine Aufgaben.
Zur Person
Maya Hauri ist 65 Jahre alt. Sie besitzt einen Autoscooter, eine Kindereisenbahn, einen Kinderkettenflieger, drei Nostalgiekarusselle und zwei Confiserien.