Herr Mayer, wozu braucht es einen Saunameister?
Eine meiner wichtigsten Aufgaben ist das Aufgiessen in der Sauna. Dabei giesse ich Wasser auf die heissen Steine, gebe ätherische Öle dazu und verteile den Dampf und die Wärme mit einem Handtuch in der Kabine.
Ist das wirklich nötig?
Ja, vor allem in grösseren Saunen ist das unerlässlich. Dabei wirble ich das Tuch mehrere Minuten über meinem Kopf. Und das bei 90 Grad.
Das klingt anstrengend.
Ja, nach einem Aufguss habe ich jeweils einen Puls von 180. Die verschiedenen Wedeltechniken sind wie Akrobatik, die muss man üben. Manche macht man einhändig, andere mit beiden Händen. Ich trainiere die Technik täglich eine Stunde. Ausserdem mache ich an sechs Tagen pro Woche Sauna-Aufgüsse, jede Stunde ein Mal.
Wie wirkt sich das auf Ihren Körper aus?
Bei der Arbeit kann ich nichts essen. Wegen der Hitze und der Bewegung bekomme ich nichts runter. Essen würde nur schwer im Magen liegen. Stattdessen trinke ich tagsüber acht bis neun Liter Wasser und esse erst am Abend.
Das tönt anstrengend. Warum tun Sie sich das Ganze überhaupt an?
Ich finde es schön, dass die Leute dank mir ein bisschen ihren Alltag vergessen können. Sie kommen mit einem Lächeln aus dem Aufguss, sind total entspannt. Das gefällt mir. Ausserdem ist das Wedeln eine sportliche Herausforderung und macht mir viel Spass.
Welche Düfte benutzen Sie besonders gerne?
Im Winter Zitrusdüfte, im Sommer Eukalypus und Minze. Ich suche Düfte auch nach ihrer Wirkung aus. Zur Erkältungszeit sind das Zitrone und Thymian, die gut für die Atemwege sind. Und Eukalyptus, der den Schleim löst. Seit ich in der Sauna arbeite, war ich nicht mehr erkältet.
Ertragen alle Besucher die Hitze?
In der Sauna weiten sich die Blutgefässe, da kann es schon mal zu Kreislaufproblemen und Schwindel kommen, gerade bei älteren Gästen. Ich schaue deshalb regelmässig nach, ob es den Gästen gut geht.
Worauf sollte man beim Saunieren achten?
Auf jeden Fall sollte man keinen Wettbewerb daraus machen, wer am längsten in der Sauna sitzen bleiben kann. Das ist schlecht für die Gesundheit. Nach acht Minuten hat man bereits alle medizinischen Vorteile der Sauna genossen.
Frauen schwitzen nicht so schnell wie Männer. Was können sie tun?
Ich empfehle vor dem Saunagang ein warmes Fussbad bis zu den Knöcheln. Wenn sie warm werden, stellt sich der Körper schneller auf das Schwitzen ein.
Zur Person: Gian-Claudio Mayer
Der 46-Jährige aus Scuol GR ist dreifacher Schweizermeister im Showaufguss und nahm auch an mehreren Weltmeisterschaften teil. Seit zwei Jahren betreibt er mit seiner Frau eine Sauna-Anlage in Höchenschwand im Schwarzwald (D).