Der Schmerz kommt immer wieder. Er hält oft stundenlang an. Besonders schlimm ist es, wenn ich mich viel bewege, zum Beispiel im Garten oder beim Wäscheaufhängen. Dann brennt es im Becken, und ich halte es fast nicht aus. Früher ging ich gern in die Berge und machte längere Wanderungen. Doch jetzt kann ich höchstens eine Stunde lang gehen. Bergauf geht gar nichts mehr.
Es begann mit einer kleinen Operation vor eineinhalb Jahren. Ich war über den Sockel des Sonnenschirms gestolpert und hatte mir das linke Handgelenk gebrochen. Der Chirurg stabilisierte es mit einer Schiene. Zuerst schien alles gut. Zwei Wochen nach der Operation spürte ich aber auf einmal stechende Schmerzen im Becken und im linken Bein. Im Untersuch mit Magnetresonanz stellte mein Arzt einen massiven Infekt fest und überwies mich ins Spital. Dort operierte mich der Notfallarzt. Er entfernte die Entzündungsherde. Der Infekt hatte sich vom Handgelenk bis ins Becken ausgebreitet. Ich fiel aus allen Wolken. Ich wusste nicht mal, dass so etwas passieren kann. Von meinen zwei Töchtern, die in der Pflege arbeiten, erfuhr ich aber, dass solche Spitalinfekte nicht selten sind.
Wenn ich Schmerzen habe, mag ich nichts unternehmen. Ich setze mich hin und polstere das Becken mit einem weichen Kissen. Mit Fernsehen versuche ich, mich etwas abzulenken. Wenn das nichts hilft, nehme ich eine Schmerztablette. Ist es besonders schlimm, lege ich mich ins Bett. Das schlägt mir aufs Gemüt. Am meisten belastet mich die Angst. Ich fürchte, dass ich wieder ins Spital muss, weil eine weitere Operation nötig sein wird. Das war nämlich schon mehrmals so. Bereits kurz nach der Notfalloperation hatte ich wieder Schmerzen. Der Hausarzt überwies mich erneut ins Spital. Die Ärzte stellten fest, dass der Keim inzwischen auch die Knochen angegriffen hatte. Das Becken war so stark zerfressen, dass es die Ärzte mit einer Metallplatte fixieren mussten. Sonst hätte ich vermutlich nie wieder gehen können.
Zum Auskurieren fand ich bei einer Kollegin Unterschlupf. Meine beiden Töchter arbeiten, daher konnte ich nicht zu ihnen. Bei meiner Kollegin war es ideal, da sie mitten im Dorf wohnt. Bei schönem Wetter konnte ich draussen sitzen und mich mit Bekannten unterhalten, die gerade unterwegs waren. Diese Gesellschaft liess mich den Schmerz etwas vergessen.
Doch inzwischen bin ich wieder zu Hause. Ich wohne abgelegen und fühle mich oft allein. Nun quält mich das Brennen im Becken fast dauernd. Meine Tochter meint, das liege am Metall, weil es so steif und unbeweglich ist. Ich überlege mir ständig, was als Nächstes passiert. Kann ich je wieder schmerzfrei leben? Hört das Brennen je wieder auf? Ich bin skeptisch. Glücklicherweise kann ich noch Velo fahren. Dabei kann ich mein Unbehagen ein wenig vergessen.
Spitalinfekt: Oft mit grossem Leid verbunden
In der Schweiz erkranken jährlich rund 70000 Patienten im Spital an einem Infekt – verursacht von Keimen. Verantwortlich dafür sind mangelnde Hygiene beim Personal oder körpereigene Bakterien. Über den Blutkreislauf, das Lymphsystem oder Hohlräume können sich die Keime im Körper verteilen. Die Infektionen verzögern den Heilungsprozess und können grosses Leid verursachen. Je früher ein Infekt erkannt wird, desto besser können ihn Ärzte behandeln.
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