Sie haben sich vor kurzem an der rechten Schulter verletzt. Wie geht es Ihnen heute?
Gut, ich darf zum Glück wieder trainieren und spielen.
Wie lange mussten Sie das Training unterbrechen?
Sechs Wochen. Eine Sehne der Rotatorenmanschette war angerissen. Das war hart für mich, denn ich bin ein Bewegungsmensch. Nach der Pause folgte ein Aufbau mit Physiotherapie und Kräftigungsübungen.
Können Sie heute wieder unbeschwert spielen?
Nicht immer. Es gibt Tage, da schmerzt die Schulter beim Werfen. Wenn ich im Bett liege, spüre ich ein unangenehmes Stechen. Sobald ich mich bewege, verschwindet es.
Wird das jemals wieder gut?
Das ist schwierig zu sagen. Ich hatte Phasen, als ich nicht mehr daran glaubte. Seit 20 Jahren mache ich mit der gleichen Schulter immer dieselbe Wurfbewegung. Dadurch belaste ich die Schultern sehr.
Haben Sie Angst, dass Sie erneut verunfallen könnten?
Angst habe ich nicht, aber Respekt vor weiteren Verletzungen.
Haben Sie sich beim Spielen schon oft verletzt?
Ja. Zweimal riss beim Handballspielen das Kreuzband an beiden Knien. Ich musste dann rund ein Jahr lang Pause machen.
Jedes Jahr verletzen sich etwa 7000 Leute beim Handball. Fachleute halten die Sportart für riskant.
Diese Einschätzung verwundert mich nicht. Handball ist eine körperbetonte Sportart. Man macht schnell eine unkontrollierte Bewegung oder hat Kontakt mit einer Gegenspielerin.
Wie schützen Sie sich?
Vor dem Training wärme ich meine Schwachstellen mit einem TheraBand auf. Generell ist es sehr wichtig, dass man den ganzen Körper gut aufwärmt. Im Training selbst mache ich Kraft-, Gleichgewichts- und Koordinationsübungen.
Fachleute kritisieren, Handballtrainer würden zu wenig gegen Unfälle unternehmen.
Aus meiner Sicht macht unsere Trainercrew mit uns genügend Präventionsübungen.
Experten raten, sanfter zu springen und kontrollierter zu werfen, um Verletzungen zu verhindern. Was halten Sie davon?
Beim Spielen wäre dies schwierig, da ich mich extrem schnell bewege. Meine Bewegungen sind automatisiert. Müsste ich zu viel überlegen, würde ich mich anders bewegen und nicht mehr gleich gut spielen.
Ohne Härte geht es nicht?
Ja. Aber es geht beim Handball nicht nur um Härte, sondern auch um Teamarbeit. Spielen mit Köpfchen ist genauso wichtig wie Kraft oder Ausdauer. Das gefällt mir. Ich spiele seit 20 Jahren Handball.
Wie verhalten Sie sich im Wettkampf?
Wenn ich aufgewärmt bin, merke ich fast nichts mehr von den Verletzungen. Erst wenn mein Körper auskühlt, spüre ich da und dort ein Zwicken.
Zur Person
Patrizia Brunner, 26, spielt Handball beim Spitzenklub LC Brühl. Sie studiert Sportwissenschaften und macht zurzeit ein Praktikum in einer Rehaklinik. Sie lebt in Rorschach SG.