Viele Frauen haben Angst vor den Schmerzen bei der Geburt. Ein Kurs in Hypnobirthing soll dazu beitragen, entspannter zu gebären. Die Frauen lernen, den Körper durch bewusstes Atmen, Meditation und Entspannung zu beruhigen. Das soll bei der Geburt die Muskeln lockern und die Schmerzen reduzieren.
Kursverkäufer wie Hypnobirthing Schweiz schreiben: «Angst vor der Geburt wird im Kurs systematisch abgebaut» und Schmerzen würden «gezielt reduziert». Auf Hypnobirthing.ch heisst es, die Methode erlaube es, «die Geburt entspannt und bewusst zu erleben und zu geniessen». Die Kurse kosten pro Paar 450 bis 900 Franken.
Doch Fachleute üben Kritik. Die Leiter solcher Kurse müssen keine medizinische Ausbildung haben. So verlangt Hypnobirthing Schweiz von Kursleitern nur eine fünfeinhalbtägige Ausbildung, bei Hypnobirthing.ch sind es vier Tage. Susanne Gysi, Dozentin beim Schweizerischen Hebammenverband, sagt: «So kann man schwangere Frauen nicht seriös beraten.»
Hebamme Ruth Landis vom Geburtshaus Storchenäscht in Othmarsingen AG bezweifelt, ob es überhaupt Kurse braucht, um diese Form der Entspannung zu lernen. Am wichtigsten sei beim Hypnobirthing, dass man zu Hause täglich die Entspannungsübungen macht. Dazu genüge ein Buch mit CD.
Kaum Einfluss auf Verlauf der Geburt
Kommt dazu: Fachleute warnen vor zu hohen Erwartungen. Frauenärztin Grit Vetter vom Unispital Basel sagt: «Hypnobirthing ist keine Garantie, dass eine natürliche Geburt gelingt.» Es könne zwar helfen, in einer frühen Geburtsphase Medikamente zu vermeiden. «Doch häufig wünscht die Frau im Verlauf der Geburt doch noch ein Schmerzmittel.»
Eine australische Übersichtsstudie des Forschernetzwerks Cochrane mit 2954 Frauen zeigte: Frauen, die bei der Geburt Hypnosetechniken anwendeten, benötigten zwar weniger Schmerzmittel. Auf den Verlauf der Geburt hatte die Technik aber keinen Einfluss.
Frauenärztin Nina Kimmich vom Unispital Zürich bilanziert: «Hypnobirthing ist nur eine von vielen Möglichkeiten.» Sie rät Frauen, sich über verschiedene Methoden zu informieren. «Manchen hilft während der Geburt Homöopathie, eine Massage, Akupunktur oder ein Bad, andere vertrauen ganz auf die Schulmedizin.»
Nadine Ballmer von Hypnobirthing Schweiz betont, sie würden keine schmerzfreie Geburt versprechen. Frauen mit Vorwissen in autogenem Training könnten sich «durchaus mit dem Buch und der CD vorbereiten», den anderen empfehle sie den Kurs. Der Preis sei gerechtfertigt, weil man in Gruppen mit drei bis fünf Paaren arbeite. Die Ausbildung der Kursleiter fokussiere auf Mentaltraining, so könne man den Kurs seriös durchführen.
Sydney Sobotka von Hypnobirthing.ch schreibt, viele der Kursleiter seien Fachpersonen aus Medizin- und Bewegungsberufen. Es gebe aber auch «Trittbrettfahrer, die in verkürzten Crash-Kursen» das Wissen wenig fundiert vermitteln.
Tipps: So bereiten Sie sich gut auf die Geburt vor
Beginnen Sie sechs Wochen vor der Geburt mit Dammmassagen. Geeignet sind Oliven- und Weizenkeimöl.
Täglich zwei bis drei Tassen Himberblättertee ab der 35. Schwangerschaftswoche lockern die Muskulatur im kleinen Becken.
Informieren Sie sich über die verschiedenen Arten, Schmerzen zu lindern, auch wenn Sie ohne Schmerzmittel gebären möchten.
Lassen Sie den Partner leichte Massagen üben – sie können während der Geburt helfen.
Lernen Sie das Atmen für die Zeit der Wehen: Atmen Sie regelmässig und lassen Sie die Luft durch die lockeren Lippen ausströmen.
Aufruf: Wie haben Sie sich bei der Geburt entspannt?
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