Die Grippewelle hat die Schweiz dieses Jahr heftig erfasst. Besonders schlimm ist der hartnäckige Husten, der einfach nicht bessern will. Viele Patienten greifen dann zu Husten- und Brusttees. Sie enthalten bis zu 19 verschiedene Kräuter, wie zum Beispiel der Tee der Basler Drogerie «Chrüterhüsli». Darin findet man etwa Isländisch Moos, Malven, Spitzwegerich, Eibischwurzel, Thymian, Efeu und Süssholz. Solche Kräuter sind auch in den häufig verkauften Hustentees von Migros, Morga und Sidroga.
Doch solche Mischungen helfen bei Husten wenig, kritisiert der Heilpflanzen-Spezialist Martin Koradi aus Winterthur ZH: «Sie enthalten viel zu geringe Mengen einer einzelnen Pflanze, als dass sie tatsächlich etwas bewirken könnten.» In einem Beutel des Sidroga-Hustentees hat es gerade mal einen Hauch von 0,08 Gramm Isländisch Moos oder Eibischwurzel. Fachleute raten, von diesen Pflanzen 1,5 bis 2 Gramm pro Tasse zu verwenden, damit sie genügend wirken – also rund das 20-fache der Menge im Sidroga-Hustentee.
Je nach Husten wirken andere Kräuter
Kommt hinzu: Eibischwurzel eignet sich nicht für Mischungen mit anderen Teekräutern. Denn man sollte sie in kaltem Wasser ziehen lassen. Koradi: «Heisses Wasser bewirkt, dass weniger von den wirksamen Schleimstoffen in den Tee gelangen.»
Auch die Kombination der Kräuter kritisiert der Experte. Es sei nicht sinnvoll, in einem Tee Heilpflanzen zu mischen, die gegen verschiedene Arten von Husten wirken. Martin Koradi: «Bei einem trockenen Reizhusten braucht es andere Kräuter als bei einem Husten mit viel Schleim.»
Bei Reizhusten empfiehlt Koradi Tee aus reinen Malvenblüten. Davon sollte man mindestens drei bis fünf Tassen pro Tag trinken. Auch Spitzwegerich, Eibischwurzel und Isländisch Moos lindern Reizhusten. Thymian und Efeu eignen sich bei Husten mit viel Schleim. Sie lösen ihn und entspannen die Bronchien.
Bei Thymian wirken vor allem die ätherischen Öle. Koradi: «Diese lösen sich im Tee nur wenig.» Besser sei, mit ein oder zwei Tropfen Thymianöl in heissem Wasser zu inhalieren. So gelangten die Wirkstoffe direkt in die Atemwege. Oder man verwendet Kapseln mit ätherischen Ölen wie Gelomyrtol. Bei Efeu muss die Dosis genau stimmen, damit es nicht giftig ist. Deshalb empfiehlt Koradi Fertigpräparate mit Efeu-Extrakt aus der Apotheke.
Meist unnötig ist es hingegen, bei Husten zur Chemiekeule zu greifen. Denn chemische Präparate beschleunigen die Heilung nicht, führen aber oft zu unerwünschten Nebenwirkungen. Besonders problematisch sind Mittel, die den Hustenreiz blockieren. Dazu gehören solche mit den Wirkstoffen Codein und Dextromethorphan. Sie können abhängig machen. Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser hält sie nur in wenigen Fällen für berechtigt. «Zum Beispiel wenn der Husten längere Zeit die Nachtruhe raubt oder starke Schmerzen verursacht.» Andere Hustenmittel mit Wirkstoffen wie Bromhexin, Acetylcystein oder Ambroxol sollen den Schleim lösen. Allerdings: Ob diese tatsächlich viel nützen, ist bisher nicht nachgewiesen. Fachleute gehen davon aus, dass reichlich zu trinken genauso viel nützt.
Erkältungshusten dauert drei Wochen
Das Wichtigste bei Husten ist Geduld: Ein ganz normaler Erkältungshusten dauert im Schnitt drei Wochen – länger, als viele denken. Zum Arzt muss man aber erst, wenn hohes Fieber auftritt, wenn man sich plötzlich sehr schlecht fühlt oder schnell in Atemnot gerät.
Die Hersteller von Hustentees berufen sich darauf, dass die Behörden die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit ihrer Produkte geprüft hätten. Bei Eibischwurzel könne man problemlos auch heisses Wasser verwenden, sagt Sidroga. Zudem würden Kräuter, die den Hustenreiz mildern, das Abhusten von Schleim nicht unterbinden. Die Kombination von Kräutern habe sich «sehr bewährt».
Morga sagt, ihre Mischung enthalte verschiedene Flavonoide, welche «als Gesamtheit die verschiedenen Phasen bei Erkältungshusten abdecken». Die Drogerie «Chrüterhüsli» sieht ihre Teemischung als «bewährte Ergänzung zu einer individuellen Husten-Therapie». Auch die Kombination von Kräutern, die den Hustenreiz stillen und den Schleim lösen, könne unter Umständen sinnvoll sein.
Tipps: Das hilft bei Husten
- Gönnen Sie sich viel Ruhe und Schlaf.
- Trinken Sie täglich 1,5 bis 2 Liter Tee, Holundersaft oder Wasser.
- Bei verschleimtem Husten hilft es, auf den oberen Rücken zu klopfen, vor allem zwischen den Schulterblättern.
- Atmen Sie langsam und tief. Das entlastet die Atemwege.
- Halten Sie die Luftfeuchtigkeit bei 40 bis 50 Prozent.
- Rauchen Sie nicht.