Gegenwärtig sind mehr als 1000 Medikamente nicht erhältlich – und es werden immer mehr. Das zeigt die Auswertung von Enea Martinelli, dem Chefapotheker der Spitäler in Frutigen BE, Meiringen BE und Interlaken BE. Im Februar waren Hustenmittel stark betroffen: Produkte wie Prospanex, Mucosolvon und Solmucalm waren aus den Regalen der Apotheken verschwunden. Auf der Website Drugshortage.ch sind alle Medikamente aufgelistet, die nicht lieferbar sind, sowie die Ersatzprodukte, die es dafür gibt.
Lieferengpässe bei Wirkstoffen aus China
Die Fachzeitschrift «Pharma-Brief» sieht den Grund für die Lieferengpässe darin, dass Hersteller die Wirkstoffe von wenigen Fabriken in China und Indien beziehen, um die Gewinne zu steigern. Gesundheitstipp-Ärztin Stephanie Wolff findet: «In der Regel braucht man keine Medikamente gegen Husten.» Bei Erkältungen helfen oft Hausmittel (siehe Merkblatt).
Ärztin Wolff empfiehlt, Honig in heissem Kräutertee aufzulösen, am besten in Thymiantee. Das vermindert den Hustenreiz und tut den Schleimhäuten gut. Eine Übersichtsstudie des internationalen Forschernetzwerks Cochrane zeigte, dass Honig so gut wirkt wie Medikamente mit dem Wirkstoff Dextromethorphan (Gesundheitstipp 4/2020). Auch warme Brustwickel lindern den Husten. Bei Bronchitis hilft das Inhalieren von Wasserdampf.
Die Firma Zeller, Herstellerin des Hustenmittels Prospanex, sagt, die hohe Nachfrage übersteige die Kapazitäten der Produktion, weil viele Lieferketten wegen der Corona-Pandemie gestört seien. Mucosolvon-Herstellerin Sanofi schreibt, sie habe ein neues Unternehmen für die Produktion von Wirkstoffen in Europa gegründet, um die Versorgung zu verbessern. Die Firma IBSA, die das Hustenmittel Solmucalm verkauft, sagt, sie stelle ihre Produkte vor allem in der Schweiz und im benachbarten Ausland her. Sie sei stets bestrebt, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Gratis-Merkblätter: «Husten: Medikamente im Vergleich» und «Wickel»
Die Merkblätter lassen sich hier und hier herunterladen.