Seit diesem Herbst ist in der Schweiz der den Impfstoff Efluelda verfügbar, der insbesondere Senioren vor der Grippe schützen soll. Er ist für Leute ab 65 Jahren zugelassen. Efluelda enthält Bestandteile von vier Virusstämmen und ist viermal so hoch dosiert wie die bisherigen Impfstoffe.
Experten kritisieren allerdings: Der Nutzen von Efluelda ist nicht belegt. Zu diesem Schluss kam die deutsche Fachzeitschrift «Arznei-Telegramm» bereits vor zwei Jahren. Die viermal so hohe Dosierung bedeute nicht, dass der Impfstoff auch besser schütze.
Die Datenlage ist zudem so dürftig, dass die Arzneimittelbehörde Swissmedic den Impfstoff zwar zugelassen, aber nicht ausdrücklich empfohlen hat. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten der Impfung nicht.
Efluelda-Hersteller Sanofi Pas-teur reichte bei Swissmedic zwei Studien ein. Beide Untersuchungen hat Sanofi finanziert und auch selbst durchgeführt. Die Forscher massen dabei Antikörper im Blut – nicht aber, ob Geimpfte weniger oft an der Grippe erkrankten. In der Fachinformation heisst es dazu: «Für die klinische Wirksamkeit von Efluelda liegen keine Daten vor.»
Auch andere Impfstoffe fast wirkungslos
Hinzu kommt: Auch die bisher verfügbaren Impfstoffe schützen die wenigsten Leute vor der Grippe – Ältere ebenfalls nicht. Eine Studie des Forschernetzwerks Cochrane zeigte: Von 100 geimpften Senioren erkranken 4 an Grippe, bei Ungeimpften sind es auch nur 6 (Gesundheitstipp 10/2020).
Laut der deutschen Ständigen Impfkommission ist die Wirkung von Eflu-elda zwar «signifikant» höher als bei den bisherigen Impfstoffen, alles in allem aber klein. Für Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser ist klar: «Die hoch dosierten Impfstoffe wirken nur wenig besser als die bisherigen.»
Weiterer Nachteil von Efluelda: Man muss mit stärkeren Nebenwirkungen rechnen. Ein Vergleich von Impfstoffen mit drei Stämmen zeigte: Hoch dosierte Impfstoffe führen zu deutlich mehr Beschwerden wie Kopf- und Muskelschmerzen.
Thomas Walser empfiehlt die Grippeimpfung daher nur Leuten, «die aufgrund ihres Alters oder chronischer Krankheit einen schweren Verlauf einer Grippe zu befürchten haben». Dazu zählen Patienten mit Diabetes, Herz- und Lungenkrankheiten oder mit starkem Übergewicht. Walser: «Je älter jemand ist, umso wichtiger ist die Impfung.»
Sanofi schreibt, es sei gängige Praxis, dass Hersteller Studien selbst finanzieren und durchführen. Zusätzliche Studien hätten bestätigt, dass Efluelda wirke. Doch diese beziehen sich auf einen anderen Impfstoff, der Bestandteile von nur drei Virusstämmen enthält.
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