Lebensmittelläden, Tankstellenshops und Kioske: Sie alle verkaufen in der kalten Jahreszeit Lippenpflegestifte von Labello. Das Produkt verspricht zwölf Stunden Feuchtigkeit, lang anhaltende Pflege und Schutz vor dem Austrocknen.
Doch Labello und viele andere Produkte enthalten kritische Stoffe, das zeigte ein Test des «K-Tipp» (2/2016). Labello war damals nur genügend. Der Stift enthielt UV-Filter, die Allergien, Hormonstörungen und Zellschädigungen auslösen könnten. Zudem fand das Testlabor Mineralöle, so auch in Pflegestiften von Bebe Young Care oder Le petit Marseillais. Sie können Ablagerungen in der Leber oder in der Milz bilden und stehen im Verdacht, Krebs auszulösen.
Auch enthalten viele Stifte Farbstoffe oder Konservierungsmittel. Laut dem wissenschaftlichen Ausschuss für Verbrauchersicherheit der Europäischen Kommission gelangen die bedenklichen Stoffe über die Lippen in den Körper. Die Wissenschafter schätzen: Wer täglich Lippenpflege aufträgt, «isst» im Jahr rund fünf Stifte. Mark Anliker, Hautarzt aus Winterthur, sagt: «Gerade parfümierte Stifte leckt man häufig ab.» Der Arzt rät generell zu einer Pflege mit möglichst wenigen Inhaltsstoffen. «Das verringert die Gefahr einer Allergie.» Dazu gehören Pomaden von Naturkosmetik- Herstellern wie Hauschka, Weleda oder Lavera. Diese Lippenpomaden enthalten oft rückfettende Substanzen, zum Beispiel Shea-Butter oder Aprikosenkernöl.
Wenns juckt: Stift nicht mehr verwenden
Allerdings können auch natürliche Stoffe wie Bienenwachs, Propolis oder Perubalsam Allergien auslösen. Wenn sich die Haut um die Lippen rötet, juckt oder sich Bläschen bilden, sollte man daher den Pflegestift nicht mehr verwenden. Anliker rät, den Stift ohnehin nicht allzu oft zu gebrauchen: «Es genügt, morgens und abends eine Schicht aufzutragen.» Wer sehr trockene Lippen habe, könne sie nach dem Essen nochmals einfetten.
Von Hausmitteln wie Honig oder Quark rät Hautarzt Anliker eher ab: «Honig hat einen zu geringen Fettanteil.» Und Quark sei auf Dauer zu wässrig. Auch das Befeuchten der Lippen mit der Zunge hilft nur kurzfristig. Anliker: «Sobald der Speichel verdunstet, trocknen die Lippen zusätzlich aus.»
Sind die Lippen so trocken, dass die Haut aufspringt oder sich die obere Schicht ablöst, spricht Anliker bereits von einem Ekzem. «Man sollte es mit einer Wundheilsalbe wie Bepanthen behandeln.» Lippenpomaden könnten dann unangenehm sein und brennen.
Labello-Herstellerin Beiersdorf schreibt, dass man sich an die behördlichen Vorgaben halte und der Pflegestift für den Verbraucher kein Gesundheitsrisiko darstelle.
Tipps: So bleiben die Lippen geschmeidig
- Lecken Sie trockene Lippen nicht ab.
- Tragen Sie die Pflege nur morgens und abends auf.
- Ziehen oder beissen Sie trockene Hautschuppen nicht ab.
- Pflegen Sie rissige Lippen mit einer Heilsalbe.
- Nutzen Sie den Pflegestift nicht länger als eine Saison.
- Verzichten Sie auf parfümierte und farbstoffhaltige Stifte.
- Trinken Sie ausreichend Wasser oder Kräutertee.
Lippenstifte im Test
Das Konsumentenmagazin «Saldo» (Ausgabe 2/2017) hat 14 rote Lippenstifte ins Labor geschickt. Nur zwei Produkte waren sehr gut. Viele Lippenstifte enthielten heikle Stoffe wie Paraffine und Silikonöle. Abzüge gabs zudem für allergene Duftstoffe.
Sehr gute Lippenstifte (Preis pro Stück):
- Lavera Beautiful Lips Intense (Fr. 13.90, Coop City)
- Cien Lipstick (Fr. 3.99, Lidl)