Hier machen Sie Ferien vom Handy
Orte ohne Mobilfunkstrahlung sind rar in der Schweiz. Der Gesundheitstipp hat sie ausfindig gemacht. So können Sie die Ferien ungestört geniessen.
Inhalt
Gesundheitstipp 07+8/2011
25.06.2011
Letzte Aktualisierung:
28.06.2011
Isabelle Meier
Fast den ganzen Sommer verbringt Kurt Roos (Name geändert) in seinem Zelt in einem eingekesselten, abgeschiedenen Ort in den Bergen. «Hier kann ich Energie tanken», sagt der 40-Jährige.
Weit und breit gibt es keinen Elektrosmog, keine Mobilfunkantenne oder Hochspannungsleitung. Handys bleiben hier stumm. Zu Hause kann Roos nur dank eines Netzes schlafen, das die Strahlen abschirmt.
Denn die Mobilfunkstrahlung macht ihm zu schaffen. Er be...
Fast den ganzen Sommer verbringt Kurt Roos (Name geändert) in seinem Zelt in einem eingekesselten, abgeschiedenen Ort in den Bergen. «Hier kann ich Energie tanken», sagt der 40-Jährige.
Weit und breit gibt es keinen Elektrosmog, keine Mobilfunkantenne oder Hochspannungsleitung. Handys bleiben hier stumm. Zu Hause kann Roos nur dank eines Netzes schlafen, das die Strahlen abschirmt.
Denn die Mobilfunkstrahlung macht ihm zu schaffen. Er bekommt starke Ohrenschmerzen, wenn in seiner Nähe jemand mit dem Handy telefoniert. «Es ist, als würde ich unter Strom stehen. Ich fühle mich dann einfach schlecht», so Roos.
Plätze ohne Elektrosmog werden in der Schweiz immer seltener. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Handyantennen in der Schweiz auf rund 14 000 verdreifacht. Heute sind gemäss Mobilfunkunternehmen 99 Prozent der Schweizer Bevölkerung über das Handy zu Hause erreichbar.
Viele Menschen haben Probleme mit E-Smog
Zugleich gibt es viele Menschen, die E-Smog nicht vertragen. Oft haben sie bereits Beschwerden, wenn drahtloses Internet (WLAN) oder ein Funktelefon in der Nähe nur schon eingeschaltet sind, wie Kurt Roos.
Ingenieur Peter Schlegel von der Organisation für Elektrosensible, der «Bürgerwelle Schweiz», kritisiert: «Es gibt immer mehr Elektrosmog-Quellen. Deshalb haben Elektrosensible immer mehr Beschwerden.»
Doch Betroffene können herausfinden, wo es Orte ohne Strahlung gibt. Unter Funksender.ch sind alle Mobilfunksender sowie Radio- und Fernsehsender auf einer Schweizerkarte eingetragen.
Wer den Wohn- oder Ferienort eingibt, erhält den genauen Standort der Sender in der Nähe. Die Karte zeigt: Im Gebirge wie etwa rund ums Aletschhorn und das Finsteraarhorn gibt es noch grössere Funklöcher.
Walsersiedlung im Funkloch
In einem solchen Funkloch liegt auch die alte Walsersiedlung Sankt Martin im Calfeisental GR. Sie ist 28 Kilometer von Bad Ragaz entfernt und mit dem öffentlichen Verkehr kaum erreichbar. Dafür ist auch die nächste Antenne weit weg, zwischen Vättis und Pfäfers.
Christian Lampert, Besitzer des Gasthofs St. Martin, sagt: «Wir sind ab vom Schuss und haben keinen Handyempfang. Deshalb kommen ab und zu Elektrosensible für ein paar Tage zu uns.» Viele Hütten des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) liegen ebenfalls in der sogenannt weissen Zone.
Wer von Sankt Martin drei Stunden Richtung Sardonagletscher wandert, trifft auf die Sardonahütte. Sie ist eine der rund 50 SAC-Hütten, die in einem Funkloch liegen.
Dörfer und Hütten ohne Handyempfang im Netz
Weitere Hütten ohne Handyempfang findet man im Hüttenführer, der demnächst im SAC-Verlag erscheint. Ein Piktogramm zeigt, ob und wie stark der Handyempfang vorhanden ist.
Eine Auswahl von Hütten ohne Handyempfang hat auch Schweiz Tourismus unter «Hütten ohne Internet» auf der Website Myswitzerland.ch aufgeschaltet.
Doch selbst im dicht besiedelten Unterland gibt es vereinzelt Funklöcher. Eines davon betrifft das 400-Seelen-Dorf Ebersecken LU. Es ist auch keine Antenne in Planung. Im benachbarten Richenthal LU gibt es zwar stellenweise guten Empfang, aber:
«Auf der Höhe vom Restaurant Lamm bricht die Handyverbindung ab», heisst es bei der Gemeindeverwaltung. Auch in Häfelfingen BL bringt ein Handy wenig: Die 270 Einwohner haben sich vor sieben Jahren erfolgreich gegen den Bau einer Antenne gewehrt.
Tipps: Dörfer und Hütten für Elektrosensible
Kein Handyempfang
- Sankt Martin, Calfeisental GR. Gasthof geöffnet von Mai bis Oktober.
- Häfelfingen BL. Einzige Übernachtungsmöglichkeit hat aber Handyempfang: Hotel Bad Ramsach ausserhalb des Dorfes auf einem Hügel.
- Ebersecken LU. Keine Übernachtungsmöglichkeit, aber Restaurants.
Beschränkter Handyempfang
- Richenthal LU. Nachbarort von Ebersecken. Vereinzelt Funklöcher, vor allem Richtung Ebersecken. Übernachten möglich.
- Sangernboden BE. Schlechter bis gar kein Empfang. Übernachten möglich.
- Isenthal UR. Schlechter Empfang, vereinzelt Funklöcher. Übernachten möglich.
SAC-Hütten ohne E-Smog
- Doldenhornhütte (40 Betten), 1905 m ü. M., Kandersteg BE
- Chamanna digl Kesch (92 Betten), Solaranlage, 2625 m ü. M., Bergün GR
- Fridolinshütte (60 Betten), 2111 m ü. M.,Tödi GL
- Kröntenhütte (72 Betten), 1903 m ü. M., Erstfeldertal UR
- Sardonahütte (43 Betten), 2158 m ü. M., Calfeisental GR