Herbert Kunz, warum suchen Sie Kontakt zu den Toten?
Die Verstorbenen geben mir nützliche Informationen, die meinen Klienten helfen, ihre Probleme zu lösen – seien es Schwierigkeiten in der Partnerschaft, gesundheitliche Beschwerden oder berufliche Probleme.
Solche Personen sollten nicht mit Toten plaudern, sondern zum Psychologen.
Man kann natürlich auch zu einem Psychologen gehen. Aber ich bin überzeugt, dass uns die Verstorbenen in manchen Situationen ebenso gut helfen können, denn sie sind ans universelle Wissen angedockt.
Das verstehe ich nicht. Können Sie ein Beispiel geben?
Eine Klientin kam mit einer Hautkrankheit, die nicht heilte. Dann meldete sich ein Kind bei mir, das die Frau abgetrieben hatte. Es sagte mir, die Frau habe die Abtreibung seelisch nie verarbeitet, sie müsse das Thema aufarbeiten.
Wie sollen tote Embryos Ratschläge formulieren können?
Die Seelen der verstorbenen Kinder sind ebenfalls an das universelle Wissen angeschlossen. Deshalb können sie mir Informationen vermitteln, so wie das auch Erwachsene können.
Mit solchen Aussagen stossen Sie auf Widerstand: Als Sie noch teilzeitlich als Lehrer arbeiteten, protestierten Eltern Ihrer Schüler.
Ich finde es gut, wenn Menschen kritisch denken. Es war für mich aber unangenehm, als Eltern den Schulleiter auf meine Tätigkeit als Medium ansprachen. Das spielte keine Rolle für meine Lehrtätigkeit.
Eine Lokalzeitung schrieb über Sie: «Falls er ein Betrüger ist, dann ist er ein guter.»
Viele Scharlatane verdienen Geld mit Menschen, die sich in einer Notlage befinden. Die haben es verdient, dass man sie Betrüger nennt. Ich bin aber nicht so.
Sie verlangen auch happige Honorare: Eine stündige Sitzung bei Ihnen kostet 180 Franken.
Ja. Aber mein Honorar ist gerechtfertigt. Denn ich arbeite anders als Scharlatane. Die Infos, die ich von der geistigen Welt bekomme, sind überprüfbar. Meine Klienten bestätigen mir immer wieder, dass die Informationen zutreffen.
Kritiker sagen: Sie erhalten die Infos nicht von Toten, sondern entlocken diese Ihren Klienten mit einer raffinierten Fragetechnik, ohne dass sie es merken.
Es ist möglich, dass das manchmal mit einfliesst. Aber es ist nicht das Wesentliche. Bei einer Sitzung roch ich plötzlich Magnolienparfüm. Als ich die Klientin darauf ansprach, brach sie in Tränen aus. Sie erzählte, ihre Mutter habe ihr auf dem Sterbebett gesagt, wenn sie sich von der anderen Seite melde, gebe sie als Erkennungszeichen ein Magnolienparfüm. So etwas könnte ich niemals direkt von Klienten erfahren.
Vermutlich haben Sie das Parfüm der Klientin gerochen.
Nein. Zu Beginn der Sitzung nahm ich keinen Parfümduft wahr.
Zur Person: Herbert Kunz
Seit drei Jahren arbeitet der 57-Jährige hauptberuflich als Medium. Bereits zuvor, als er Lehrer im Teilzeitpensum war, bot er seine Dienste als Vermittler zwischen Toten und Lebenden an. Herbert Kunz lebt mit seiner Partnerin in Hochwald SO.