Karin A. (58) aus Bern hatte etwas unregelmässige Augenbrauen. Und sie war es leid, diese jeden Morgen mit Farbe nachzuziehen. Da sah sie eine Werbung für eine Methode, die sich Microblading nennt. Dabei ritzt die Kosmetikerin die Haut zwischen den Brauenhärchen mit feinen Klingen an. Dann bepinselt sie die Schnitte mit Farbe. Wenn die Wunden verheilen, schliesst die Haut die Farbe ein. Die Farbstriche sollen aussehen wie echte Brauenhärchen – nur eben kräftiger. Karin A. sagt: «Ich hatte Bilder von Frauen gesehen, bei denen das sehr gut aussah.» Für rund 400 Franken liess sie sich bei einer Kosmetikerin die Augenbrauen behandeln. Doch das Resultat war ein Schock. Statt dezent gezeichneter Brauen hatte sie zwei schwarze Balken im Gesicht. Sie sagt: «Sie waren viel zu massiv. Verschiedene Leute sagten mir, dass sie gar nicht zu mir passen.»
Karin A. ist kein Einzelfall. Die Hautärztin Bettina Rümmelein aus Kilchberg ZH sagt: «Jede Woche kommen Patientinnen zu mir, die durch Microblading entstellt sind und darunter leiden.» Die Brauen sind oft zu dick, zu dunkel oder asymmetrisch. Manchmal bekommt Bettina Rümmelein auch Brauen zu Gesicht, die sich mit der Zeit rötlich oder violett verfärbt haben.
Infektionen können Haarwurzeln angreifen
Kein Wunder, denn die Technik beim Microblading ist sehr anspruchsvoll: Die Kosmetikerin muss bei jedem Schnitt die richtige Tiefe wählen. Ritzt sie zu tief, können sich Narben bilden und die Farbe bleibt über Jahre in der Haut. Ritzt sie zu flach, verblasst die Farbe sehr rasch wieder.
Hinzu kommt: Die Methode birgt gesundheitliche Risiken. Hautarzt Günther Hofbauer aus Wetzikon ZH warnt davor, dass sich die Wunde infizieren kann, wenn die Kosmetikerin nicht steril arbeitet. Die Infektionen können die Haarwurzeln der Augenbrauen angreifen, so dass diese ausfallen. Ausserdem kann es passieren, dass Kunden allergisch auf die Farbe reagieren. Günther Hofbauer sagt auch, dass die Farbe mit der Zeit verlaufen kann: «Statt feiner Härchen bildet sich dann eine schwarze Fläche.» Fettige Haut sei für diese Technik besonders ungeeignet, sagt der Hautarzt: Die Farbe erscheint eher verwaschen. Auch grobporige Haut eignet sich nicht gut.
Missratene Augenbrauentattoos lassen sich in der Regel entfernen – doch der Aufwand ist gross. Hautärztin Bettina Rümmelein benutzt dazu einen Laser wie bei normalen Tattoos. Sie sagt: «Meist sind zwei bis sechs Sitzungen nötig, bis die Farbe weg ist.» Kosten: 800 bis 2400 Franken. Gerade bei Laserbehandlungen rund um die Augen sollten Patienten zu Hautärzten gehen, die eine spezielle Ausbildung dafür haben, rät Rümmelein.
Doch manchmal hilft auch der Laser nichts mehr. Hautärztin Bettina Schlagenhauff aus Küssnacht am Rigi SZ sagt: «Sind der Farbe fleischfarbene, rote oder braune Pigmente beigemischt, werden die Striche oft ganz schwarz und lassen sich kaum noch entfernen.»
Schöne Brauen ohne Microblading
- Zupfen Sie die Brauen nicht zu stark, sie wachsen sonst nur noch spärlich nach.
- Bringen Sie die Brauen mit einer kleinen Bürste in Form.
- Zeichnen Sie die Brauen mit einem Kajalstift in feinen Strichen nach oder färben Sie sie leicht mit Lidschatten.
- Sanfter als Microblading ist es, die Augenbrauen beim Coiffeur färben zu lassen.