Der schwarze Hautkrebs ist aggressiv und heimtückisch. Entdeckt man ihn zu spät, hat er bereits in die Tiefe gewuchert und sich im Körper ausgebreitet. Für Patienten wirds dann kritisch. Denn die Ableger befallen Leber, Gehirn – und selbst das Herz. Dadurch sinkt die Chance auf weniger als 10 Prozent, die nächsten fünf Jahre zu überleben. Für diese Fälle hat die Pharmaindustrie in den letzten Jahren Medikamente entwickelt. Sie können den Krebs zwar nicht besiegen, doch sollen sie das Leben der Patienten verlängern. Tafinlar, Yervoy und Zelboraf heissen die Mittel.
Doch jetzt zieht die Fachzeitschrift «Pharmakritik» ein ernüchterndes Fazit: Die Medikamente können in der Regel dem tödlichen Krebs wenig entgegensetzen – und sind sehr teuer.
Beispiel Tafinlar: Laut Studien kann es das Fortschreiten des Krebses für einige Monate stoppen. Der Mittelwert liegt bei etwas mehr als fünf Monaten. Wie weit es die Lebenserwartung der Patienten erhöhen kann, ist aber nicht sicher. Noch liegen keine Daten vor. Patienten müssen sich den Nutzen zudem mit schweren Nebenwirkungen erkaufen. Sie können neue Hauttumoren bekommen, an Unterzuckerungen, Haarausfall, Fieber oder Übelkeit leiden. Eine Therapie kostet pro Monat gegen 10 000 Franken. Etzel Gysling, Arzt und Herausgeber der «Pharmakritik», kommt zum Schluss, der Stellenwert des Medikaments sei in Anbetracht der Nebenwirkungen «nicht sehr hoch einzuschätzen».
Tafinlar soll Krankheit sieben Monate stoppen
Urs Kientsch, Sprecher von Glaxo Smith Kline, beruft sich auf ein «unabhängiges Komitee», das zum Schluss kommt, Tafinlar könne das Fortschreiten der Krankheit im Durchschnitt sogar fast sieben Monate lang stoppen. Dieses Jahr würden zudem Daten veröffentlicht, die zeigen, ob Patienten dank des Medikaments auch länger leben. «Jeder zusätzliche Monat spielt für den Patienten eine entscheidende Rolle.» Kientsch räumt ein, dass Tafinlar Nebenwirkungen auf der Haut verursache. Diese könnte der Arzt aber behandeln.
Die Bilanz für das Medikament Yervoy sieht nicht viel besser aus. Nur wenige Patienten sprechen darauf an, es verlängert die Lebenszeit um elf Monate. Nebenwirkungen: Patienten können an Brechreiz, Darm- und Leberproblemen leiden. Eine Therapie kostet über 80 000 Franken im Monat. Gysling spricht von einer «exorbitant teuren Behandlung». Zudem zweifelt er die Qualität der veröffentlichten Studien an: «Es ist zu hoffen, dass weitere Studien zuverlässigere Daten liefern.» Yervoy-Herstellerin Bristol-Myers Squibb nahm zu den Kritiken nicht Stellung.
Etwas besser schneidet einzig Zelboraf ab. Es verlängert das Überleben im Mittelwert um 13 Monate. Ein Hoffnungsschimmer – aber laut Gysling ebenfalls nur für etwa ein Viertel der Patienten. Die anderen sprechen auf das Medikament nicht an. Auch Zelboraf kann Haarausfall, Brechreiz oder neue Tumoren bewirken. Herstellerin Roche wollte nicht Stellung nehmen.
Zu den Risikofaktoren für schwarzen Hautkrebs gehören:
- Intensives Sonnenbaden
- Helle Haut, rote oder blonde Haare, helle Augenfarbe
- Viele Muttermale am Körper
- Sonnenbrände in der Kindheit
- Bereits durchgemachte Krebskrankheiten
- Hautkrebsfälle in der Familie
Fachleute empfehlen, sich vor der Sonne zu schützen. Deshalb ist es wichtig, im Sommer eine Kopfbedeckung zu tragen und die Haut mit Kleidern zu schützen. Zwischen 11 und 15 Uhr sollte man nicht an die Sonne und auf lange Sonnenbäder verzichten. Wie gut Sonnencremes vor Hautkrebs bewahren, ist umstritten. Studien ergaben widersprüchliche Resultate. Wer Veränderungen der Haut feststellt, sollte zum Arzt gehen.
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