Seit der Operation ist mein Leben komplizierter geworden. Viele Kleider kann ich nicht mehr tragen. Ausschnitte kommen nicht in Frage und der Badeanzug darf nicht ausgeschnitten sein.
Ich kann nicht mehr schnell aus dem Haus unter die Leute gehen. Selbst für den Weg zum Briefkasten trage ich die Brustprothese, um meinen Körper in Form zu bringen. Auch in der Badi ziehe ich mich nicht vor fremden Leuten um. Eine neue Brust aus künstlichem und eigenem Gewebe kommt für mich trotzdem nicht in Frage. Das wäre chirurgisch dermassen aufwendig.
Die Ärzte mussten mir meine Brust wegen Krebs entfernen. Obwohl meine Mutter Brustkrebs hatte, war ich früher nie übermässig besorgt. Seitdem ich 50 war, ging ich aber jährlich zur Mammografie.
Vor vier Jahren entdeckte ich einen Knoten. Als eine Untersuchung ergab, dass es nur eine mit Flüssigkeit gefüllte Zyste war, die entfernt werden konnte, atmete ich auf. Ein Jahr später fühlte ich wieder einen Knoten in der Brust. Das fand ich etwas verdächtig. Ich zögerte den Arztbesuch hinaus und redete mir ein, es sei wieder nichts Schlimmes. Doch die Ärztin machte ein ernstes Gesicht und meldete mich zur Gewebeentnahme an. Diesmal lautete die Diagnose Brustkrebs.
Nach der Diagnose ging ich ins Geschäft und orientierte meinen Chef. Es ist mir wichtig, offen über meine Krankheit zu reden. Am Abend war ich alleine zuhause. Mir ging vieles durch den Kopf. Ich war früher Krankenschwester in der Onkologie und wusste ziemlich genau, was auf mich zukommen würde. So stellte ich mich auf die bevorstehende Situation ein.
Der Krebs war bereits fortgeschritten. Die Ärzte mussten die ganze rechte Brust und 30 Lymphknoten entfernen. Weil ich gut vorbereitet war, empfand ich den Spitalaufenthalt und die Operation als nicht sehr dramatisch. Ich hatte volles Vertrauen zu den Ärzten und wurde von einer spezialisierten Pflegefachfrau gut beraten. Dass nun eine Brust weg ist – an den Anblick musste ich mich natürlich gewöhnen. Mein Mann hatte von Anfang an kein Problem damit. Er ist froh, dass ich noch lebe. Die Brustamputation war für uns das kleinere Übel. Hauptsache, der Krebs ist weg.
Das halbe Jahr Chemo und die anschliessende Bestrahlung habe ich mit ein paar Ausnahmen gut vertragen. Es war ein schöner Sommer, ich konnte mich gut erholen. Ich verlor aber meine Haare und musste den Kopf mit einem Tuch kaschieren.
Inzwischen sind die Haare zwar nachgewachsen, meine Schultern sind aber bis heute nicht mehr so beweglich. Und den rechten Arm kann ich nicht stark belasten. Ich war immer ein aktiver Mensch. Doch nun will mein Körper nicht mehr so, wie ich mir das vorstelle.
Ein halbes Jahr war ich krankgeschrieben. Seither arbeite ich wieder 80 Prozent als Redaktorin. Ich steigere mich nicht in die Angst, dass der Krebs wieder kommt.
Mammografie: Umstrittenes Früherkennen von Brustkrebs
In der Schweiz erkranken jährlich rund 5000 Frauen an Brustkrebs. Zum Früherkennen schicken viele Ärzte ihre Patientinnen zur Mammografie. Dies macht Sinn, wenn die Frauen einen Knoten ertastet haben oder familiär vorbelastet sind. Massentests, bei denen Frauen ab 50 Jahren routinemässig zur Mammografie müssen, sind umstritten: Gemäss vielen Fachleuten und dem Fachgremium «Swiss Medical Board» heben sich die Vor- und Nachteile auf.
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