Sind die letzten Wochen vor Weihnachten besonders stressig im Service?
Im Service zu arbeiten, ist immer stressig. Seit acht Monaten habe ich eine neue Stelle in der Cafeteria eines Altersheims. Im Inserat stand, dass ich von 7 bis 18.30 Uhr arbeiten würde. Das fand ich super! Die Realität sieht leider anders aus. Es gibt abends so viele Anlässe, dass ich immer wieder lange arbeite.
Was tun Sie dagegen?
Ich habe mit der Chefin und dem Sozialdienst geredet. Denn mir machen diese langen Arbeitstage zu schaffen. Vor drei Jahren hatte ich ein Burnout und bin immer noch in Behandlung. Ich brauche etwas Stabilität.
Wie kam es zum Burnout?
Die ersten Jahre als Serviceangestellte in der Schweiz waren gut. Aber der Arbeitsrhythmus war anstrengend. Einmal Frühdienst, dann Spätdienst mit Zimmerstunde, dann wieder Frühdienst. Und immer wieder musste ich an freien Tagen für Kollegen einspringen, die krank waren. Das machte ich gern für sie, aber es zehrte an meinen Kräften. Irgendwann ging es einfach nicht mehr, 12-Stunden-Arbeitstage und bis zu 45 Überstunden pro Monat – das war zu viel.
Wie ging es weiter?
Ich wurde krank. Dann kamen Corona und der Lockdown, sodass ich während fünf Monaten nicht arbeiten musste. Das hat mir sehr gutgetan. Ich hatte bis dahin mein ganzes Leben nur gearbeitet. Nun konnte ich meine Hobbys pflegen, malen und zeichnen. Nach dem Lockdown kehrte ich zurück ins Restaurant.
Ging es Ihnen besser?
Sehr schnell war wieder alles wie vorher. Ich ertrug die langen Arbeitstage nicht mehr. Und dazu kamen Rückenschmerzen. Ich habe eine Skoliose. Das heisst, meine Wirbelsäule ist seit der Geburt verkrümmt. Wenn ich zwölf Stunden lang schwere Teller schleppen musste, hatte ich danach starke Schmerzen.
Wie reagierte Ihr damaliger Chef darauf?
Er war sehr lieb und versuchte, eine Lösung für mich zu finden. Eine Zeitlang konnte ich in einem anderen Restaurant arbeiten, da hatten wir zwei Ruhetage. Aber ich war nach den langen Arbeitstagen körperlich und seelisch immer so am Ende, dass ich mir eine neue Stelle suchen musste.
Wie gehen Sie heute mit dem Stress um?
In der Freizeit male ich viel, mache digitales Design und beschäftige mich mit Kunst. Dabei kann ich abschalten. Mein Burnout habe ich noch nicht ganz überwunden. Aber ich denke, es kommt gut.
Zur Person
Laura Garcia Soler arbeitet im Service, seit sie zwölf Jahre alt ist. Die 43-Jährige ist in Spanien aufgewachsen und kam im Jahr 2012 in die Schweiz. Sie lebt mit ihrem Partner in der Solothurner Gemeinde Biberist.