Wenn ich auswärts esse, spritze ich mir das Insulin manchmal unter dem Tisch – durch die Kleider hindurch. Ab und zu gönne ich mir auch ein Stück Torte, Pommes Frites oder ein Glas Bier mehr. Wenn der Blutzucker schlecht ist, kann ich ihn kurzfristig mit einer Insulinspritze korrigieren. Das geht aber alles nur, weil ich sonst sehr gewissenhaft und diszipliniert mit Diabetes umgehe: Ich messe regelmässig meinen Blutzucker, gehe zur Kontrolle beim Hausarzt und esse gesund.
Messgerät und Spritze sind immer griffbereit
Es ist wichtig, dass mein Blutzucker nicht zu hoch ist. Denn im schlimmsten Fall droht mir ein Koma. Deshalb halte ich mein Blutzuckermessgerät und die Insulinspritze immer griffbereit. Ich messe sieben bis neun Mal täglich. Ist der Wert zu hoch, setze ich mir eine Spritze. Bevor ich das im Griff hatte, musste ich viel lernen. Zum Beispiel, wie viele Kohlenhydrate ich essen darf. Früher musste ich die Hörnli oder Spaghetti genau abwägen – heute hingegen weiss ich ungefähr, wie viel Gramm erlaubt sind. Ich kaufe selber ein und koche. So kann ich am besten kontrollieren, was und wie viel ich esse.
Ich habe Diabetes Typ 1. Dabei stellt der Körper zu wenig Insulin her. Es ging los, als ich in der Rekrutenschule war. Plötzlich verlor ich an Gewicht und hatte ständig Durst. Meine damalige Partnerin war in der Ausbildung zur Pflegefachfrau. Sie vermutete, dass ich Diabetes habe.
Da ich als Panzerfahrer grosse Verantwortung hatte, liess ich mich in der Krankenabteilung untersuchen. Der Militärarzt bestätigte den Verdacht und meldete mich im Spital an. Dort stellte der Arzt fest, dass meine Zuckerwerte viel zu hoch sind. Ich wurde zwei Tage getestet und bekam Insulin. Klar war aber: Ich durfte nicht mehr Panzer fahren. Denn bei hohem Blutzuckerspiegel könnte die Konzentration nachlassen und mir könnte schwindlig werden. Das wäre viel zu gefährlich gewesen.
Anderen Betroffenen Mut machen
Am Anfang hatte ich Mühe, öffentlich zu meiner Krankheit zu stehen. Heute ist es mir aber ein Bedürfnis, anderen Betroffenen Mut zu machen, dass sich mit Diabetes gut leben lässt. Alle drei Monate testet der Arzt, ob mein Diabetes optimal eingestellt ist. Und einmal jährlich mache ich einen Sehtest. Denn Diabetes kann die Augen schädigen. Auch in der Nacht kontrolliere ich meine Werte, wenn ich aufwache. In solchen Fällen bin ich oft unterzuckert. Dann esse ich etwas und kann rasch wieder einschlafen.
Was der erhöhte Blutzuckerspiegel im Körper auslöst
Diabetes Typ 1 ist unheilbar. Bei dieser Autoimmunkrankheit richtet sich das Immunsystem des Körpers gegen die Bauchspeicheldrüse. Diese produziert Insulin, das den Blutzucker reguliert. Oft macht sich die Krankheit erst bemerkbar, wenn der grösste Teil der Zellen in der Bauchspeicheldrüse bereits zerstört ist. Diabetes-Patienten müssen ihre Blutzuckerwerte regelmässig kontrollieren und das fehlende Insulin spritzen. Schäden der Netzhaut gehören zu den häufigsten Folgekrankheiten eines schweren Diabetes. Deshalb sind frühe Tests wichtig.
Diabetes kann zu schlecht heilenden Wunden an den Füssen führen, weil der hohe Blutzuckerspiegel Nerven und Blutgefässe schädigt. Deshalb leiden Betroffene oft unter Schmerzen. Sport verbessert die Lebensqualität.
Informationen
Schweizerische Diabetes-Gesellschaft, Rütistrasse 3a, 5400 Baden, Tel. 056 200 17 90, www.diabetesschweiz.ch