Neben Badehose und Reiseführer kommt heute oft auch ein Desinfektionsmittel ins Feriengepäck. Die Gels, Tücher und Sprays sollen die Hände reinigen und Keime bekämpfen, die krank machen. Drogerien, Apotheken und Grossverteiler machen mit solchen Produkten ein gutes Geschäft. Laut Coop und Migros ist die Nachfrage seit Jahren gross, gerade vor der Ferienzeit.
Doch nicht alle Produkte sind gleich gut geeignet. Das zeigt ein Vergleich des Gesundheitstipp. Fachleute raten zu Desinfektionsmitteln mit Alkoholen. Das sind in erster Linie der Wirkstoff Ethanol sowie Kombinationen mit Ethanol und Isopropanol (siehe Tabelle im PDF). Hugo Sax, Facharzt für Infektionskrankheiten und Hygiene am Unispital Zürich, sagt: «Solche Mittel wirken schnell und zuverlässig.»
Ethanol ist besonders empfehlenswert: Er ist weniger giftig und man verträgt ihn besser als andere Alkohole. Zu diesem Schluss kam der Hygieneexperte Nils Hübner im «Epidemiologischen Bulletin» des deutschen Robert-Koch-Instituts. Der Wirkstoff eigne sich auch für empfindliche Personen. Er ist etwa im M-Plast-Gel der Migros und im Cien-Med-Gel von Lidl enthalten.
Andere Desinfektionsmittel kombinieren Ethanol mit ätherischen Ölen. Dazu zählen etwa Dr. Bronner’s Bio-Lavendel-Hand-Hygienespray oder der Spray Puressentiel. Hugo Sax sagt: «Ätherische Öle desinfizieren höchstens schwach.» Sie brächten deshalb keinen zusätzlichen Nutzen. Die Hautärztin Bettina Schlagenhauff aus Küssnacht am Rigi SZ warnt zudem, ätherische Öle könnten allergische Reaktionen verursachen. Dieses Risiko bestehe auch bei Zusätzen wie Parfüm und Pflanzenstoffen sowie bei gefärbten Produkten.
Alkohol bis 30 Sekunden lang einwirken lassen
Umstritten ist der Wirkstoff Didecyldimethyl-Ammoniumchlorid. Er findet sich etwa im Conviva-Desinfektionsmittel aus der Migros oder in Tüchern und im Spray von Septoclean. Ebenso fraglich ist der Wirkstoff Mecetroniumetilsulfat in Sterillium. Diese Stoffe sollen die Wirkung der Alkohole verbessern und die Wirkungsdauer verlängern. Doch vor zwei Jahren zeigte eine Studie in Hamburg (D), dass sie gegenüber reinen Alkohol-Präparaten keine Vorteile bringen. Sie erhöhen zudem das Risiko für Unverträglichkeiten und resistente Keime, wenn man sie oft verwendet. Experten raten, darauf zu verzichten.
Hinzu kommt: Selbst das beste Desinfektionsmittel nützt nur, wenn man es richtig anwendet. Hugo Sax erklärt: «Man muss die ganze Oberfläche der Hände damit gut benetzen und den Alkohol lange genug einwirken lassen.» Je nach Produkt dauert das 15 bis 30 Sekunden. Dies funktioniere am besten mit Gels und Flüssigkeiten. Tücher und Sprays würden weniger zuverlässig desinfizieren, sagt Sax.
Desinfektionsmittel sind nur dann sinnvoll, wenn kein Lavabo oder sauberes Wasser verfügbar ist, zum Beispiel auf einer langen Busfahrt, bevor man ein Sandwich isst. «Seife und Wasser wirken aber genauso gut», so Hugo Sax. Waschen und Desinfizieren sollte man laut Bettina Schlagenhauff allerdings nicht kombinieren. Sonst leidet die Haut zu stark. Die Hautärztin rät zudem, die Hände mehrmals am Tag einzucremen, da Alkohole die Haut ein wenig austrocknen.
Die Firma Hartmann schreibt, die Wirkstoffkombination von Sterillium habe sich bewährt. Sie sei gut verträglich für die Haut und es seien keine Resistenzen bekannt. Wenn ein Tuch die Hände zu wenig benetze, solle man noch ein zweites verwenden. Galenica sagt, dass der Spray und die Tücher von Septoclean genügend wirken würden, wenn man sie nach Anleitung verwende. Didecyldimethyl-Ammoniumchlorid unterstütze die Wirkung des Alkohols und nütze gegen einzelne Bakterien noch besser.
Laut der Firma Ducos dient das ätherische Lavendelöl in Dr. Bronner’s nur als Parfüm. Der Firma seien keine allergischen Reaktionen bekannt. Die Migros schreibt, dass bei Verträglichkeitstests des I-am-Gels auch auf empfindlicher Haut keine Reaktionen auftraten. Die M-Plast-Tücher seien so stark mit Flüssigkeit getränkt, dass sie die Hände ausreichend benetzen würden.
Tipps: So vermeiden Sie in den Ferien Hygieneprobleme
- Waschen Sie die Hände mit Wasser und Seife nach der Toilette, vor dem Kochen und Essen.
- Greifen Sie mit schmutzigen Händen nicht ins Gesicht. Denn Keime gelangen über Mund, Nase oder Augen in den Körper.
- Verwenden Sie Desinfektionsmittel nur dann, wenn weder sauberes Wasser noch eine Seife verfügbar
- sind.
- Verwenden Sie Produkte, die weder Duft- noch Farbstoffe enthalten.
- Beachten Sie auf Flugreisen: Im Flugzeug dürfen Sie höchstens 1 Deziliter flüssiges Desinfektionsmittel im Handgepäck haben.