Barbara Loeliger ist Ärztin beim Gesundheitszentrum Medin in Biel BE. Sie hat im Fachblatt «Pharma-Kritik» die wichtigsten Studien zum Nutzen von Kaffee und Koffein ausgewertet. Ergebnis: Kaffee hat fast nur Vorteile. Der grösste positive Effekt für die Gesundheit zeigte sich in den Studien bei drei und vier Tassen Kaffee täglich. Darüber hinaus zeigte Kaffee oft keinen zusätzlichen Nutzen, aber auch keinen Schaden.
Die langfristige Wirkung ist nicht allein auf das Koffein zurückzuführen, sondern auch auf Inhaltsstoffe wie Alkaloide, Flavonoide oder Terpene. Allerdings seien die Studien mit Vorsicht zu geniessen, sagt Loeliger. Denn sie seien weniger genau als solche zu Medikamenten. So war etwa der Gehalt an Koffein und anderen Stoffen nicht überall einheitlich.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
Sterblichkeit
Wer jeden Tag drei bis vier Tassen Kaffee trinkt, senkt das Risiko, frühzeitig zu sterben, um 15 Prozent. Bereits ab zwei Tassen Kaffee täglich setzt dieser Effekt ein.
Herz und Kreislauf
Kaffee kann vor Schlaganfällen schützen. Wer zwei oder drei Tassen trinkt, vermindert das Risiko um einen Drittel. Auch das Risiko für einen Herzinfarkt sinkt, allerdings weniger stark. Kaffee erhöht langfristig weder Herzfrequenz noch Blutdruck. Barbara Loeliger: «Auch nach einem Herzinfarkt können Patienten ohne Bedenken Kaffee trinken.»
Gehirn
Das Koffein im Kaffee regt das Gehirn an, verdrängt die Müdigkeit und verbessert die Leistungsfähigkeit. Barbara Loeliger: «So hält man bei langweiligen Tätigkeiten länger durch.» Bis zu zwei Tassen Kaffee pro Tag können das Risiko reduzieren, an Parkinson zu erkranken. Unklar ist die Datenlage dazu, ob Kaffee Demenz bremsen kann.
Stoffwechsel
Regelmässiger Kaffeekonsum senkt das Risiko für Diabetes vom Typ 2. Loeliger: «Die Mechanismen dazu sind allerdings nicht restlos geklärt.» Kaffeetrinker haben auch ein kleineres Risiko für Gallen- und Nierensteine.
Leber
Kaffee senkt das Risiko für chronische Leberschäden. Kaffee kann zudem kleine Krebsgeschwüre verhindern, sogenannte hepatozelluläre Tumore.
Fitness
Das Koffein im Kaffee erhöht die körperliche Leistungsfähigkeit. Zudem erweitert es die Bronchien. Barbara Loeliger sagt: «Es ist keine schlechte Idee, vor dem Joggen eine Tasse Kaffee zu trinken.» Allerdings: Bei mehr als vier Tassen Kaffee täglich sinkt die Leistungsfähigkeit wieder.
Verdauung
Koffein kann bei einigen Leuten die Verdauung anregen. Es kann die Darmtätigkeit und damit den Stuhlgang unterstützen. «Das passiert bei einigen Betroffenen bereits nach ein paar Minuten», sagt Barbara Loeliger. Sie empfiehlt Patienten mit Verstopfung, am Morgen einen Kaffee zu trinken.
Migräne
Das Koffein im Kaffee kann die Wirkung von Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Ibuprofen verstärken. Barbara Loeliger sagt: «Patienten mit Migräne oder Spannungskopfschmerzen empfehle ich, einen Kaffee zu trinken.»
Koffein: Nur sehr grosse Mengen sind riskant
- Konsumiert man zu viel Koffein, reagiert der Körper: Mögliche Symptome sind Kopfschmerzen, Brechreiz, Zittern oder Angstzustände.
- Gefährlich wirds erst bei etwa 10 Gramm Koffein. Das sind rund 100 Tassen Kaffee. Betroffene verlieren das Bewusstsein, bekommen Krampfanfälle oder Störungen beim Herzrhythmus.
- Bei Leuten, die sehr viel Kaffee trinken, kann es zu einer Gewöhnung des Körpers kommen. Wer den Konsum abrupt stoppt, muss mit Entzugserscheinungen rechnen. Dazu zählen Kopfweh, schlechte Laune oder Müdigkeit.
- Schwangere sollten nicht mehr als eine Tasse Kaffee pro Tag trinken. Beim Stillen gelangt das Koffein in die Muttermilch.
- Auch Kakaopulver enthält Koffein, allerdings weniger als die Hälfte von Kaffee. Es unklar, wie Koffein auf Kinder wirkt.