Grüne Säfte und Smoothies findet man in den Kühlregalen der Grossverteiler. Sie sollen laut der Zutatenliste viel Gemüse enthalten. So gibt Hersteller True Fruits beim «Green Smoothie» an, in einer 2,5-dl-Flasche seien sieben Blätter Spinat und ein Blatt Grünkohl verarbeitet. Und auf der Vorderseite des Smoothies «Michel Pure Taste» sind die Zutaten Avocado und Spinat als Erstes aufgelistet und zusätzlich als Illustrationen abgebildet.
Tatsache ist: In beiden Produkten hat es insgesamt nur wenig Gemüse – gerade einmal 15 Prozent (siehe Tabelle). Bei einigen Smoothies ist der Anteil sogar noch tiefer. Das ergab der Vergleich der von den Herstellern deklarierten Zutaten. Die deutsche Ernährungswissenschafterin Lioba Hofmann sagt: «Alle Produkte bestehen grösstenteils aus Apfelsaft mit viel Zucker.» Der Vergleich des Gesundheitstipp zeigt: Am wenigsten Gemüse hats im «Green Smoothie» von Migrolino. Er enthält nur 4 Prozent Spinat- und Grünkohlpüree. Ebenfalls nur wenig Gemüse steckt im Smoothie «Innocent Wonder Green» (6 Prozent). Am meisten Gemüse enthält der «Green Kick Smoothie» von Sonatural: Er besteht immerhin zu einem Drittel aus Avocado, Gurke und Spinat. Laut Lioba Hofmann sollte ein gesunder Smoothie allerdings «mindestens zur Hälfte aus Gemüse bestehen».
Auffällig: Den Produkten von True Fruits, Migrolino und Innocent sind pflanzliche Farbstoffe zugesetzt. Matcha, Saflorblüte und Spirulina verstärken die grüne Farbe der Smoothies. «So werden Konsumenten in die Irre geführt», sagt Expertin Lioba Hofmann. «Denn Grün verbindet man meist mit Gemüse.» Auch die Verbraucherzentrale Deutschland kritisiert solche färbenden Zusätze. Bei einer Untersuchung von Obst- und Gemüse-Smoothies stellte sie vergangenes Jahr fest: Durch Farbstoffe bluffen Hersteller beim Gehalt der beworbenen Zutaten. Das erschwere Konsumenten, «sich auf den ersten Blick einen realistischen Eindruck von der Beschaffenheit des Produkts» zu machen.
Fruchtzucker in grossen Mengen kann schaden
Hinzu kommt: Grüne Säfte enthalten viel Zucker. Spitzenreiter ist der «Green Smoothie» von Migrolino mit 11 Gramm pro Deziliter. Auch der «Michel Pure Taste» und der «Green Smoothie» von True Fruits enthalten mehr als 10 Gramm Zucker. Ernährungsberaterin Stefanie Bürge vom Spital Uster ZH sagt: «Das ist genauso viel wie in Limonade.» Zwar stamme der Zucker aus den enthaltenen Früchten und sei nicht künstlich hinzugefügt. Doch Fruchtzucker sei nicht besser als Haushaltszucker, erklärt Bürge. «In grossen Mengen ist er sogar schädlicher, da er eine Fettleber begünstigen kann.»
Stefanie Bürge rät, Smoothies selbst zuzubereiten (siehe Merkblatt). Dafür eignen sich zum Beispiel Rucola, Kopfsalat, Spinat, Krautstiel, Gurke oder Grünkohl sowie kleinere Mengen an Kräutern wie Basilikum, Minze, Peterli oder Kresse. Als Obst bieten sich Bananen, Mangos, Äpfel oder Beeren an. Sie sollten möglichst reif sein, um dem Smoothie eine natürliche Süsse zu verleihen.
Rivella sagt, der Zuckergehalt im «Michel Pure Taste» stamme ausschliesslich aus den Früchten und Gemüsen und sei ähnlich wie bei vergleichbaren Produkten. Innocent räumt ein, dass die Pflanzenextrakte im Produkt «Wonder Green» die Farbe verstärken sollen. Sonatural-Händler My Drink weist darauf hin, die Rezeptur des «Green Kick Smoothie» hätten Ernährungswissenschafter entwickelt. Mit dem Drink könne man grünes Gemüse in die Ernährung einbinden.
Gratis-Merkblatt: «Smoothie-Rezepte»
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