Heute sind Dildos und Vibratoren meist aus Silikon und anderen Kunststoffen hergestellt. Laut den Herstellern enthalten sie weniger Schadstoffe als frühere Modelle aus PVC oder Polyvinylchlorid.
Doch nun zeigt ein Test des Gesundheitstipp: Das stimmt nur bedingt. 7 von 20 im Labor untersuchten Dildos und Vibratoren enthielten giftige Zinnverbindungen. Die Industrie setzt sie zum Herstellen von Silikon oder PVC ein. Zwei Produkte enthielten stark erhöhte Werte von Dibutylzinn, abgekürzt DBT (siehe Tabelle im PDF). Der Stoff gilt als besonders kritisch. Gemäss dem deutschen Bundesamt für Risikobewertung sowie einer Studie der Uni Basel kann er die Haut reizen und das Immunsystem schädigen sowie die Fruchtbarkeit senken. Ausgerechnet der teuerste Vibrator im Test enthielt am meisten DBT. «Mona Wave» von Lelo kostet fast 170 Franken und enthielt 3200 Mikrogramm pro Kilo. Pikant: Dieses Modell war Sieger in einem Test der TV-Sendung «Kassensturz» vom vergangenen Dezember. Frauen testeten dabei die Funktion der Sexspielzeuge, ein Labor prüfte die Robustheit.
Im aktuellen Test des Gesundheitstipp fand das Labor zudem einen im Vergleich stark erhöhten Gehalt an zinnorganischen Verbindungen im Dildo «EX Penis Probe». Auch im «Ceylor Secret Lover» von Coop war der Wert erhöht.
Lelo schreibt dem Gesundheitstipp, ihre Produkte würden den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. Allerdings fielen Lelo-Vibratoren schon vor sechs Jahren negativ auf. Die deutsche Zeitschrift «Öko-Test» stellte in einem Modell ebenfalls einen stark erhöhten Gehalt an DBT fest. Der Importeur von «EX Penis Probe» gibt nur an, er beziehe den Dildo aus China. Und der Hersteller des «Ceylor Secret Lover» schreibt, «bei normalem Gebrauch des Vibrators» bestehe kein Risiko. Bei eigenen Stichproben habe man die Substanz nicht finden können.
Weichmacher sind kein Problem mehr
Zinnverbindungen setzte man vor einigen Jahren noch in Schiffsfarben ein, um den Rumpf vor Algenbewuchs zu schützen. Heute sind solche Anstriche verboten. Anders in Produkten für den Alltag: Behörden tolerieren europaweit Zinnverbindungen bis zu einem Zinn-Gesamtgehalt von 0,1 Prozent. Das sind 1 Gramm pro Kilo Kunststoff. Aber: Dildos und Vibratoren kommen mit Schleimhäuten in Kontakt, die gut durchblutet sind und Giftstoffe leicht aufnehmen können. Deshalb bewertet der Gesundheitstipp bereits eine Menge ab 250 Mikrogramm pro Kilo als stark erhöht. Viele Hersteller zeigen, dass es auch anders geht: 13 von 20 Produkten enthielten keine Zinnverbindungen.
Die gute Nachricht: Weichmacher wie Phtalate oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sind kein Problem mehr (siehe Unten «So wurde getestet»). Von diesen Chemikalien, die wie Hormone wirken und Organe schädigen können, und vom Schwermetall Kadmium fand das Labor nichts.
Sexspielzeug kann das Liebesleben erfrischen, wenn man es richtig einsetzt. Für die Churer Sexual- und Psychotherapeutin Christina Casanova ist die Überraschung wichtig: «Ein Sexspielzeug, das man im Bett spontan einsetzt, kann den Sex beleben.» Das sei vergleichbar mit anderen Dingen, die eine Paarbeziehung attraktiv machen, etwa ein gemeinsames Wochenende in einer Stadt oder ein romantisches Nachtessen. Allerdings sollten sich Paare bewusst sein: «Sexspielsachen retten das Liebesleben nicht.» Auch sollte man den Partner damit nicht bedrängen.
Das sollten Sie bei Sexspielzeug beachten
- In den Läden gibt es viele verschiedene Produkte. Wer vor dem Kauf eines Sexspielzeugs wissen möchte, wie es funktioniert, profitiert im Internet von den Erfahrungen anderer Frauen, Männer und Paare. Auf www.lovetoytest.net sowie www.sexspielzeugtest.net findet man viele Berichte.
- Dildos und Vibratoren sollte man nach Gebrauch gut reinigen. Sonst kann es zu Infektionen kommen, etwa mit Pilzen. In der Regel reicht es aus, das Spielzeug nach dem Benutzen mit lauwarmem Wasser und etwas milder Seife abzuwaschen. Anschliessend trocknet man das Produkt mit einem sauberen Handtuch oder Küchenpapier. Ist der Kunststoff porös oder weist er Rillen auf, kann es sinnvoll sein, den Dildo anschliessend zu desinfizieren.
- Wer Gleitmittel benutzt, sollte ein Produkt auf Wasserbasis wählen. Öle und Fette können ebenfalls den Kunststoff von Sexspielzeug beschädigen.
- Sexspielzeug sollte man nicht einfach unters Bett oder in die Schublade legen. Besser ist es, sie in einem Plastikbeutel vor Staub, Milben und Keimen zu schützen. Zudem sollte man nur Sexspielzeuge aus gleichen Materialien zusammen lagern. Grund: Einige Kunststoffe schwitzen Öle aus oder geben Stoffe ab, die andere Materialien angreifen können.
So wurde getestet
Die Chemiker des Prüf- und Zertifizierungsinstituts SLG prüften im Auftrag des Gesundheitstipp 20 Dildos und Vibratoren auf den Gehalt an Schadstoffen. Dazu gehören Weichmacher, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), zinnorganische Verbindungen, giftiges Kadmium und Peroxide, welche die Haut reizen.
Im Fokus der Untersuchung waren Kunststoffteile, die mit dem Körper in Berührung kommen oder die man einführt. Phtalate und PAK machen Kunststoffe weich. PAK können die Haut reizen oder Krebs erregen. Phtalate wirken wie Hormone.
Zinnorganische Verbindungen reizen die Haut. Das besonders kritische Dibutylzinn schädigt das Immunsystem oder gefährdet die Fruchtbarkeit.