Bambusgeschirr gilt als besonders umweltfreundlich, da man die Teller und Becher mehrmals verwenden kann. Doch nicht jedes Bambusgeschirr ist ein reines Naturprodukt. Viele Produkte enthalten Kunststoffe, so auch der «Bambusbecher Lovecats» vom Onlineshop Vitabuch.ch oder das Geschirrset «Bim Bam Boo» für Kinder von Beanarella.ch.
Der Kunststoff besteht aus Melamin-Formaldehyd-Harz. Seit längerem ist bekannt, dass Melamin und Formaldehyd aus Plastikgeschirr in Lebensmittel übergehen können (Gesundheitstipp 1/2022). Bei Bambusgeschirr ist das Risiko noch höher. Daraus löste sich bei Versuchen ein Drittel mehr Formaldehyd und doppelt so viel Melamin wie aus gewöhnlichem Plastikgeschirr. Das stellte das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung fest.
Besonders bedenklich sind Kaffeebecher
Chemiker und Toxikologe Lothar Aicher vom Schweizerischen Zentrum für angewandte Humantoxikologie an der Universität Basel sagt: «Es hat sich gezeigt, dass der Kunststoff poröser wird, wenn man Bambus als Füllmaterial untermischt.» Besonders bedenklich sei das bei Kaffeebechern, da man daraus heisse Flüssigkeiten trinkt. Die Hitze führe dazu, dass Giftstoffe schneller in Lebensmittel übergehen. Sowohl Melamin als auch Formaldehyd können möglicherweise Krebs auslösen. Melamin soll zudem den Nieren und der Blase schaden – Formaldehyd könnte zu Magenentzündungen führen.
Das Geschirr ist aber nicht nur gesundheitlich bedenklich. Händler dürften es gar nicht verkaufen. In einem Schreiben des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen steht: «Bedarfsgegenstände aus Kunststoff mit nicht gelisteten Füllstoffen wie Bambus sind in der Schweiz nicht verkehrsfähig.»
Kantonschemiker Martin Brunner vom Kantonalen Labor Zürich rät davon ab, Bambusgeschirr mit Kunststoff zu benutzen: «Insbesondere nicht mit sauren oder heissen Lebensmitteln.» Es spreche aber nichts dagegen, eine Bambusschale weiterhin für Chips zu verwenden, so Lothar Aicher.
Vitabuch.ch und Beanarella.ch haben das Bambusgeschirr inzwischen aus dem Sortiment genommen. Vitabuch.ch schreibt dem Gesundheitstipp, der Becher sei bei der Bearbeitung «durchgerutscht». Beanarella.ch sagt, sie hätten nicht gewusst, dass man Bambusgeschirr nicht verkaufen dürfe.
So erkennt man Bambusgeschirr mit Kunststoff
- Reines Bambusgeschirr ist braun und hat eine erkennbare Holzmaserung. Man kann es bedenkenlos verwenden.
- Bambusgeschirr mit Kunststoff ist meist gefärbt oder bedruckt – etwa Kaffeebecher zum Mitnehmen, Camping- oder Kindergeschirr.
- In der Regel steht der Bambusanteil auf der Verpackung, oder das Produkt wird als «Bambusbecher» oder «Bambusgeschirr» beworben.
- Von blossem Auge lässt sich Kunststoffgeschirr ohne Bambus nicht von Geschirr mit Bambus unterscheiden.
- Aus Bambusgeschirr mit beschädigter Oberfläche sollte man nicht mehr essen oder trinken. Tipp: Die Becher kann man zum Stifthalter umfunktionieren.