Zahnärzte schlagen Alarm: Immer mehr Leute haben Schäden am Zahnschmelz. Ungefähr jede dritte Person ist davon betroffen, im Alter fast jede zweite. Experten sprechen von Zahnerosionen. Adrian Lussi, Zahnmediziner und Chemiker an der Uni Bern, erklärt: «Säuren weichen den Zahnschmelz auf, indem sie aus der Oberfläche Mineralstoffe herauslösen.» In schweren Fällen sind auch tiefere Schichten betroffen. Folge: Die Zähne werden überempfindlich und verfärben sich.
Adrian Lussi hat vor kurzem mit einer grossen Studie untersucht, welche Produkte Zähnen am meisten schaden. In einem Labor der Uni Bern prüfte er bei mehr als 200 Getränken, Lebensmitteln, Mundspülungen und Medikamenten, wie stark sie den Zahnschmelz angreifen und damit die Härte reduzieren. Dafür setzte er im Labor rund 2000 gezogene Backenzähne je zwei Minuten lang den Produkten aus. Danach klopfte er mit einem Diamanten auf die Zähne und mass, wie stark sich der Zahnschmelz verformt hatte. Die wichtigsten Resultate der Studie:
Stark schädliche Produkte: Bei einem Drittel der Produkte stellte Lussi fest, dass die Zahnhärte um über 15 Prozent zurückging. Dazu gehören etwa Coca-Cola, Rivella, Hibiskustee, Aprikosen, Heidelbeeren, Kiwi und Sauerkraut. Pikant: Die Bonbons Ricola Orangenminze sind laut Verpackung zahnfreundlich – vermindern die Zahnhärte aber um rund einen Viertel.
Leicht schädliche Produkte: Ein weiterer Drittel der Produkte verminderte die Härte um bis zu 15 Prozent – etwa Mineralwasser mit Zitronenextrakt, Weisswein, Orangensaft und Fertigsalatsaucen.
Unschädliche Produkte: Bei den restlichen Produkten blieb der Zahnschmelz intakt, oder er wurde gar noch härter. Dazu zählen etwa Mineralwasser, Rüeblisaft, Kaffee, Bier, Joghurt und Kaki.
Der Gesundheitstipp hat in einem Gratis-Merkblatt aufgelistet, welche Produkte den Zähnen schaden und welche nicht. Lussi sagt, die Tests hätten ihn zum Teil überrascht: «Mehrere Produkte weichten die Zahnoberfläche nicht auf, obwohl sie leicht sauer sind.» Grund: Produkte wie Mineralwasser, Joghurt und Rüeblisaft enthalten Kalzium und schützen daher die Zähne.
Oft heisst es, man solle nach dem Essen säurehaltiger Lebensmittel mit dem Zähneputzen eine halbe Stunde warten. Doch Lussi winkt ab: «Das nützt nichts.» Es dauere viel länger, bis Zähne nach dem Genuss saurer Speisen remineralisiert seien. Er rät daher, die Zähne nach dem Essen sofort zu putzen.
Die Firma Rivella sagt, anders als saure Speisen würden saure Getränke nicht lange im Mund bleiben und deshalb den Zahnschmelz weniger angreifen. Ricola schreibt, einige ihrer Produkte wie Original-Kräuterzucker oder Bergminze enthielten weder Zitronen- noch Ascorbinsäure.
So schützen Sie Ihre Zähne vor Abnützung
- Essen Sie möglichst wenig saure Lebensmittel.
- Trinken Sie saure Getränke zügig.
- Mischen Sie in Salatsaucen nur wenig Essig.
- Wenn Sie an Reflux leiden: Geniessen Sie Wein, Kaffee, Zitrusfrüchte, Fett und Getränke mit Kohlensäure nur sparsam.
- Kauen Sie bei saurem Aufstossen Kaugummi ohne Zucker. Das regt den Speichelfluss an und schützt die Zähne.
- Spülen Sie den Mund mit Wasser, wenn Sie erbrochen haben.
Gratis-Merkblatt: «Diese Produkte schädigen den Zahnschmelz»
Das Merkblatt können Sie hier herunterladen.