Herr Keizers, sehen Sie gut?
Im Moment ja. Ich musste aber in den letzten drei Jahren zwei Mal meine Brille wechseln und stärkere Gläser nehmen, weil ich immer schlechter sehe.
Sie arbeiten heute wieder als Buschauffeur – trotz Kopfschmerzen und abnehmendem Sehvermögen. Können Fahrgäste bei Ihnen mit gutem Gewissen einsteigen?
Sicher. Ich lasse meine Augen regelmässig vom Optiker testen. Mein Sehvermögen ist gut. Ansonsten hätte ich diesen Job gar nicht mehr. Zudem gehe ich zur Kontrolle bei meinem Vertrauensarzt.
Wie kam es zur Laserattacke?
2017 fuhr ich als Buschauffeur in Zürich in Richtung Spital Triemli. An einer Haltestelle bemerkte ich auf einem Balkon Jugendliche, die mit einem Laserpointer spielten. Ich schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit, weil Fahrgäste aus- und einstiegen. Dann wurde ich am linken Auge vom Laserstrahl getroffen.
Tat das weh?
Ich spürte zunächst nichts und fuhr weiter. Bei der nächsten Haltestelle fing das Auge an zu brennen. Ich fuhr trotzdem weiter. Es tat dann aber so weh, dass ich die Fahrt stoppen musste.
Sahen Sie noch etwas?
Im linken Auge sah ich nur noch grelles Licht.
Wie ging es weiter?
Ich meldete den Vorfall der Zentrale. Ein Arbeitskollege übernahm meinen Dienst. Ich ging direkt in die Universitätsklinik.
Wie lange hatten Sie Schmerzen?
Ungefähr zwei Wochen. Das grelle Licht sah ich noch zwei Monate lang. Tag und Nacht.
Konnten Sie nachts schlafen?
Nicht gut. Es ist so, als würde man direkt in ein helles Licht schauen. Man gewöhnt sich auch nicht daran. Irgendwann schläft man vor Müdigkeit ein. Auch die Medikamente, die mir die Ärzte gaben, machten müde.
Können Sie sich noch an der Sonne aufhalten?
Nur mit einer speziellen Sonnenbrille, die das Sonnenlicht abhält. Sie nützt aber nur für kurze Zeit.
Warum?
Wenn ich lange draussen bin, fokussieren die Brillengläser das Sonnenlicht. Die Wärme geht auf die Augen über. Das fühlt sich im Auge unangenehm an. Ich muss dann entweder in den Schatten oder wieder nach drinnen.
Haben Sie sich seit der Laserattacke verändert?
Ich bin nicht mehr so fröhlich wie früher. Ich bin eigentlich unternehmungslustig und gerne draussen. Das geht seit der Attacke aber nicht mehr so gut, weil ich bei Sonnenschein nur noch eine Stunde draussen sein kann. Ich muss meine Freizeitgestaltung nach dem Wetter richten.
Prägt Sie der Vorfall im Alltag?
Ich bin ängstlicher geworden. Jugendliche beobachte ich genauer. Abends ziehe ich das Fensterrollo tief hinunter.
Sind Sie auf den Täter wütend?
Auf ihn nicht, aber auf den Erwachsenen, der den Laserpointer aus dem Ausland mitbrachte. Solche gefährlichen Laserpointer sind in der Schweiz verboten.
Zur Person: Gerard Keizers
Der 57-Jährige arbeitet als Busfahrer bei den Verkehrsbetrieben Zürich. Der gebürtige Niederländer lebt mit seiner Partnerin in Dielsdorf ZH.