Die Malediven sind ein Tauchparadies – auch für Kinder: Im «Four Seasons Resort» auf der Insel Kuda Huura dürfen Kinder ab 8 Jahren tauchen, mit 10 Jahren bereits im offenen Meer. Auch die Tauchschule «SonBou Scuba» auf Menorca oder der «Ilios Dive Club» im ägyptischen Hurghada am Roten Meer bieten Tauchkurse für Kinder an, neben vielen weiteren Anbietern.
Sie können sich dabei auf Richtlinien internationaler Tauchverbände abstützen, die Tauchkurse mit Atemgeräten schon für 8-Jährige vorsehen. In diesen Kursen tauchen Kinder 2 bis 5 Meter oder noch tiefer.
«Bei Gefahr sind Kinder schnell überfordert»
Doch viele Kinderärzte sagen, Tauchen bereits im Alter von 8 Jahren sei viel zu früh. Für Daniel Blickenstorfer, Allgemein- und Tauchmediziner bei der Schweizerischen Gesellschaft für Unterwasser- und Hyperbarmedizin, ist klar: Kinder unter 12 Jahren soll man – von Ausnahmen abgesehen – nicht mit Atemgeräten tauchen lassen. «Wir wissen viel zu wenig, wie der kindliche Körper beim Gerätetauchen funktioniert.»
Auch Helmut Oswald, leitender Lungenarzt an der Kinderklinik Winterthur, empfiehlt das Tauchen erst ab 12 Jahren: «Bis zu 10 Meter Tauchtiefe ist die Gefahr für ernsthafte Zwischenfälle durch den Druckanstieg am grössten.» Denn ein Kind funktioniert anders als ein Erwachsener. So braucht es mehr Sauerstoff, der Durchmesser der Atemwege ist kleiner und das Wachstum der Lungen noch nicht abgeschlossen. Zudem sind die Belüftung von Nase, Hals und Ohren sowie der Kreislauf noch störanfällig. Auch kühle der kindliche Körper schneller aus.
Die kindliche Psyche sei in Gefahrensituationen rasch überfordert, so der Kinder- und Taucharzt Oskar Bänziger aus Wetzikon ZH. Kinder würden bei Gefahren zu Reaktionen neigen, die man nicht nachvollziehen könne: «Das kann beim Tauchen potenziell gefährlich sein.» So schwimme ein Kind bei Panik rasch an die Wasseroberfläche. Das kann bereits ab einer Tiefe von 2 Metern zu einem Lungenriss führen.
Bei Tauchunfällen kommen immer wieder Kinder ums Leben. Das Fachjournal «Caisson» berichtete vor drei Jahren von einem9-jährigen Mädchen, das beim Schnuppertauchen vor einem Campingplatz auf Sardinien ertrank. Der Tauchlehrer hatte das unerfahrene Mädchen unter Wasser aus den Augen verloren. Beim Schnuppertauchen auf der deutschen Ostseeinsel Fehmarn verlor 2010 ein Tauchlehrer seine Gruppe aus den Augen: Zwei Mädchen starben, eines davon war 10 Jahre alt.
Kind von Tauchmediziner abklären lassen
Selbst ein 12-jähriges Kind sollte beim Schnuppertauchen nicht tiefer als 3 Meter tauchen, sagt Experte Daniel Blickenstorfer. Wenn das Kind eine Tauchausbildung macht, sollten es nicht mehr als 10 Meter sein. Und auch mit 16 Jahren sollten Jugendliche nicht tiefer als 15 Meter tauchen.
Eltern sollten zudem ihr Kinder bei einem Tauchmediziner testen lassen – und zwar bevor die Tauchferien bereits gebucht sind. Tauchmediziner prüfen etwa, ob das Kind Asthma hat und ob das Ohr gut belüftet ist. Auch ADHS, das zu unkontrollierten Bewegungen führen kann, ist unter Wasser ein Risiko.
Martina Aziz von der Tauchschule «Ilios Dive Club» schreibt, bei ihnen würden Kinder das Tauchen nur spielerisch ausprobieren. «Sie regelmässig tauchen zu lassen, halten wir für verfrüht.» Bei Tauchgängen seien immer Erwachsene dabei. Und Stefan Götz vom Schweizer Tauchverband CMAS sagt, sein Verband verlange eine Untersuchung der Kinder beim Arzt, bevor man sie tauchen lasse.
Tauchmediziner finden:
Website der Gesellschaft für Unterwasser- und Hyperbarmedizin (auf englisch):
www.suhms.org/Diving Medicine Physicians