Nicht nur in Trendcafés nippen Kundinnen heute am warmen «Kurkuma Latte». Unterdessen findet man im Handel eine Reihe von Getränken mit dem gelben Curry-Gewürz: Bio-Hersteller Sonnentor verkauft Fertigpulver für Kurkuma-Milch, Coop einen Smoothie mit Kurkuma und Carpe Diem ein neues Teegetränk.
Extrakte von Kurkuma, auch Gelbwurz genannt, sollen ein wahrer Gesundbrunnen sein, will man den vielen Berichten in den Medien glauben. Es schütze vor Erkältungen, helfe bei Rheuma und Depressionen und verbessere das Gedächtnis sowie die Blutwerte. Unterdessen gibt es auch Kapseln mit Kurkuma, zum Beispiel von Herbano. Auf der Website schreibt die Firma: «Nachweislich wirksam bei Arthritis, Entzündungen, Krebs und vielem mehr.»
Doch Fachleute dämpfen die Euphorie: «Die wissenschaftliche Lage ist kümmerlich» schrieb die unabhängige Zeitschrift «Gute Pillen, schlechte Pillen». Professor Jan Frank von der Uni Hohenheim in Stuttgart (D) äussert sich ebenfalls zurückhaltend: «Bisher gibt es hauptsächlich Ergebnisse aus Experimenten im Labor und mit Tieren – und nur wenige gut kontrollierte Studien am Menschen.» Es sei deshalb unklar, inwiefern die Resultate für Menschen gelten. Der Fachmann für Biochemie und Ernährung hat mehrere Studien mit Kurkuma und dessen Inhaltsstoff Curcumin durchgeführt.
Studie: Kein Einfluss auf Entzündungen
In einer davon untersuchten die Wissenschafter die Blutwerte von gut 40 Menschen, die während sechs Wochen Kurkuma-Kapseln oder ein Scheinpräparat schluckten. Ergebnis: Kurkuma hatte keinen Einfluss auf Entzündungen, Blutfette, Blutzucker und andere Werte. Dabei verwendeten die Forscher sogar eine Form von Kurkuma, die der Körper besonders gut aufnehmen kann.
Denn dies ist ein weiteres Problem: Es gelangt nur eine kleine Menge Curcumin in den Körper. Es gibt zwar Hinweise, dass Pfeffer und Fett die Aufnahme verbessern, doch nur in geringem Mass.
Immerhin hilft Kurkuma wahrscheinlich beim Verdauen. Die europäische Arzneimittelagentur kam zum Schluss, es sei «plausibel», dass die Wurzel etwa bei Magenbrennen, Völlegefühl und Schmerzen im Oberbauch nütze. Heilpflanzenexperte Martin Koradi aus Winterthur ZH geht zudem davon aus, dass Kurkuma auch bei Darmentzündungen wirken könnte: «Hier kommt das Curcumin direkt mit der Darmwand in Kontakt.» Allerdings würden Studien fehlen, welche dies einwandfrei nachweisen.
Das Fazit der Fachleute von «Gute Pillen, schlechte Pillen»: Kurkuma sei zwar «ein tolles Gewürz, aber eben nur ein Gewürz». Wem es schmeckt, der soll es ruhig weiterhin geniessen (siehe «Tipps»).
Die Firma Herbano verweist auf «zahlreiche klinische Studien». Speziell bei Arthritis und Entzündungen sei aus ihrer Sicht «unzweifelhaft gesichert», dass die Kurkuma-Kapseln wirken.
Tipps: So verwenden Sie Kurkuma in der Küche
- Kurkuma setzt man vor allem als Pulver ein. In Supermärkten und Bioläden gibt es auch frischen Gelbwurz.
- Würzen Sie Reis, Suppen, Saucen sowie asiatische und marokkanische Gerichte mit Kurkuma.
- Currymischungen enthalten Kurkuma. Dünsten Sie sie zuerst in Öl. Das verstärkt den Geschmack.
- Kurkuma-Milch: Lassen Sie 2 dl Milch mit 1 TL Kurkuma kurz köcheln und schmecken Sie mit Honig, Zimt oder Ingwer ab.