Auch diesen Winter stürzen sich die Schwimmer wieder ins eiskalte Wasser. Angeheizt wird der Trend von Wim Hof, unter anderem mit seinem Buch «Nie wieder krank», das bereits in der siebten Auflage erschienen ist. Ausserdem wirbt der Niederländer in der ganzen Schweiz mit Kursen für das Eisbaden. Doch jetzt wird Kritik an Wim Hofs Kältetherapie laut: Betroffene berichten von Strapazen und Beschwerden. Ärzte warnen vor tödlichen Risiken.
Zwei Stunden Eisbad schütze vor Parkinson
Anfängern rät Wim Hof, täglich kalt zu duschen. Das sei gut für Herz und Kreislauf. «Eine kalte Dusche am Tag erspart den Arztbesuch», behauptet er in seinem Buch. Doch Wim Hof geht noch weiter: Bis zu zwei Stunden setzt er seinen Körper eiskaltem Wasser aus. Damit könne man sich schützen vor Infektionskrankheiten, Parkinson, Rheuma oder Diabetes, behauptet der 63-Jährige. Eine medizinische Ausbildung hat der Extremsportler nicht. Er beschreibt sich als Schulabbrecher und langjährigen Hausbesetzer.
Herzspezialist Stefan Christen vom Zürcher Waidspital sagt, Wim Hofs Methode sei «gefährlich und unverantwortlich». Auch der Sportwissenschafter Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln hält die Methode für zu extrem: «Nur Spitzensportler, die lange dafür trainieren, können das aushalten.» Die meisten Leute seien damit überfordert. Ein zu langer Aufenthalt im kalten Wasser sei lebensgefährlich.
Neben dem Winterschwimmen gehören auch Atemübungen zu Wim Hofs Methode. Seinen Anhängern empfiehlt er, 40 bis 60 Mal intensiv ein- und auszuatmen – so, dass die Lungen mehr Sauerstoff aufnehmen, als der Körper benötigt. Mit dieser Atemtechnik könne man nicht nur die sportliche Leistung erhöhen, sondern auch den Körper entsäuern und sich vor Herzkrankheiten, Krebs und anderen Beschwerden schützen.
«Das sollte man sein lassen», sagt Ingo Froböse. Atemübungen würden die Gefahr erhöhen, dass der Kreislauf überlastet werde. Gesundheitstipp-Ärztin Stephanie Wolff warnt: Wenn man den Säuregrad des Blutes mit forciertem Atmen stark senke, könnten Muskelkrämpfe und Ohnmacht die Folge sein. Den Körper könne man so nicht entsäuern, höchstens das Blut.
Wanderung in Badehose bei minus 15 Grad
Laut einem Bericht der niederländischen Zeitung «Het Parool» ertranken in den letzten Jahren mehrere Wim-Hof-Anhänger, nachdem sie im kalten Wasser Atemübungen gemacht hatten. Auch die Luzerner Winterschwimmerin Gerda Imhof hatte gesundheitliche Beschwerden nach einer Winterexpedition mit Wim Hof im polnischen Riesengebirge. «Wir wanderten drei Stunden lang bei minus 15 Grad und starkem Wind, nur mit Badehosen bekleidet», erzählt sie. Nachher litt sie während rund dreier Wochen unter Gefühlsstörungen in einem Arm. «Dies zeigt mir, dass die Kälte nicht ohne Risiken ist», sagt Gerda Imhof.
Zur Kritik der Ärzte sagt Hofs Mediensprecher, der Nutzen der Wim-Hof-Methode für die Gesundheit sei mit wissenschaftlichen Studien belegt. Die österreichische Website «Medizin transparent» kommt zum Schluss, die Studien seien mit zu wenigen Teilnehmern und während einer zu kurzen Zeitdauer durchgeführt worden. Sie seien nicht aussagekräftig.