Elisabeth Senn (72) aus Gland VD ging kürzlich zu ihrer neuen Frauenärztin. Sie wollte sich auf Gebärmutterhalskrebs untersuchen lassen. Normalerweise machen Ärzte dazu den sogenannten Pap-Abstrich. Dazu nehmen sie mit einem Wattestäbchen eine Gewebeprobe und schicken sie ins Labor.
Nicht so Elisabeth Senns Frauenärztin. Sie wollte ein Ultraschallgerät in die Scheide einführen. Sie könne so Veränderungen am Hals der Gebärmutter erkennen. Senn berichtet: «Ich war völlig überrumpelt, ich wollte diesen Test nicht.»
Auch andere Frauenärzte preisen im Internet Ultraschall-Untersuchungen an, um so Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs zu entdecken: So etwa Catalin Teodosiu aus Horgen ZH und die Schönheitsklinik Elimed in Baden AG.
Doch Experten sind sich einig: Diese Untersuchungen sind unnötig. Frauenarzt Thomas Eggimann aus Kreuzlingen TG ist Generalsekretär der Schweizerischen Fachgesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Er sagt: «Ultraschall bringt keinen Nutzen, um Krebs am Gebärmutterhals frühzeitig erkennen zu können.» Die Untersuchung sei höchstens ausnahmsweise angebracht, nämlich dann, wenn der Arzt bereits Krebs festgestellt habe, er aber nicht gut ertasten könne, wie gross die Wucherung sei.
Die Klinik Elimed und Catalin Teodosiu preisen den Ultraschall noch für einen weitere umstrittene Untersuchung an. Sie wollen damit Krebs nicht nur am Hals der Gebärmutter, sondern am ganzen Organ möglichst früh erkennen. Das Frauenarztzentrum Aargau schreibt, ein Ultraschall von der Scheide könne «Hinweise auf einen Krebs der Gebärmutterschleimhaut» geben. Das Verfahren ist genau das gleiche.
Mit Ultraschall sieht man Tumore, die keine sind
Doch auch das bringt Frauen keinen Nutzen. Der medizinische Dienst der Deutschen Krankenkassen bewertete die Untersuchung gar als «tendenziell negativ». Das heisst: Er schadet mehr, als er nützt. Grund: Der Ultraschall entdeckt auch Tumore, die gar keine sind. Forscher der Universität im deutschen Rostock hatten bereits 2001 aufgezeigt, dass viele Frauen deswegen unnötig unters Messer mussten. Von rund 120 Frauen mit auffälligen Ultraschallresultaten litten nur 16 tatsächlich an Gebärmutterkrebs.
Viele Fachleute sind sich einig: Frauen ohne Beschwerden sollten sich nicht beim Arzt gegen Krebs an der Gebärmutter untersuchen lassen. Das sagt selbst die Schweizerische Gesellschaft der Frauenärzte. Bei den allermeisten Frauen macht dieser Krebs Beschwerden. Dazu gehören Blutungen nach den Wechseljahren. Entdeckt der Arzt den Krebs in diesem Stadium, sind die Heilungs- und Überlebenschancen sehr hoch.
Hinzu kommt: Patientinnen müssen solche Ultraschalluntersuchungen selbst bezahlen. Im Fall von Elisabeth Senn wären es rund 140 Franken gewesen. Sie sucht sich nun eine andere Frauenärztin.
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