Mit Pferden umzugehen sei «einfacher, als man denkt», schreibt Schweiz Tourismus auf seiner Website. So wirbt die Organisation für Ferien mit Pferd und Planwagen im Jura. Diese eigneten sich auch für Kinder. Nach einer «kurzen Einführung» und einer Probefahrt sei es so weit: «Im Rhythmus der Hufe gehts in den Wald und mitten ins Vergnügen.» Auch die Migros wirbt auf ihrer Website für Planwagenferien – mit der Firma Tourisme Equestre in Courtedoux JU. Erfahrung mit Pferden sei «nicht unbedingt nötig».
Doch Experten warnen: Solche Ferien seien nichts für Leute ohne Erfahrung mit Pferden. Man sei schnell überfordert und gestresst. Marc Kipfer von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) warnt: «Wer den Umgang mit den Tieren nicht gewohnt ist, riskiert Tritte und Bisse.» Ferien mit dem Planwagen empfiehlt er nur, «wenn mindestens eine erwachsene Person im Umgang mit Pferden geschult ist und die anderen Familienmitglieder anleiten kann». Auch für den Schweizerischen Verband für Pferdesport steht fest: «Erfahrung im Umgang mit Pferden sollte Voraussetzung sein.» Profikutscher müssen eine Ausbildung abschliessen. Dafür brauchen sie viele Stunden Fahrpraxis.
Auf der Website der Firma Eurotrek schreibt eine Familie, sie sei in den Ferien «vollauf» damit beschäftigt gewesen, die Kontrolle über Pferd und Wagen zu behalten. «Schwierigere Wegpassagen und verkehrsreiche Ortschaften forderten uns heraus.» Die Zeitschrift «Wir Eltern» berichtete von einer Familie, deren Pferd mitten auf einer viel befahrenen Strasse stehen blieb.
Geht ein Pferd durch, ist es kaum zu bremsen
Dazu kommt: Pferde sind Fluchttiere. Es kann passieren, dass sie zum Beispiel wegen eines Knalls erschrecken, durchgehen und sich nicht mehr bremsen lassen. Deshalb kommt es immer wieder zu Unfällen. Im Kanton Freiburg war 2015 ein Bauer mit 16 Kindern im Planwagen unterwegs. Als sich von hinten ein Lastwagen näherte, wich er in eine Wiese aus. Beim Zurückfahren kippte der Wagen. Die Pferde rissen sich los und rannten in einen Mopedfahrer. Drei Kinder mussten zur Kontrolle ins Spital.
Eurotrek schreibt, bei ihnen müsse man seit drei Jahren Erfahrung mit Pferden vorweisen. «Wir haben gesehen, dass die Leute entspannter auf die Tour gehen, wenn sie schon einmal mit Pferden zu tun hatten.» Dies sei jedoch schwer zu kontrollieren. Vor der Fahrt gebe es eine «etwa zweistündige Einführung». Vereinzelte Kunden hätten dann gemerkt, dass sie der Aufgabe nicht gewachsen seien, und hätten die Tour wieder abgesagt. Die Pferde seien auf die Situation geschult. Bei Problemen sei Hilfe schnell vor Ort. Eurotrek bietet solche Reisen seit mehr als 30 Jahren an. Sie seien sehr beliebt und «ein unvergessliches Erlebnis».