Der Fruchtsaft Bodyguard von Michel und das Mineralwasser Nendaz Zitrone haben eines gemeinsam: Statt Haushaltszucker enthalten sie zwischen 22 und 40 Gramm Fruchtzucker. Das klingt zwar vertrauenserweckend gesund nach frischen Früchten, ist es aber nicht. Denn der industriell zugesetzte Fruchtzucker schadet dem Körper.
Das zeigt eine vom Fachmagazin «Nutrients» veröffentlichte finnische Übersichtsstudie der Universität Helsinki von 2019. Forscher hatten dafür 150 Studien ausgewertet. Das Ergebnis: Der Konsum von Fruktose verursacht Übergewicht und bewirkt, dass der Körper weniger auf Insulin reagiert. Beides erhöht das Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten wie Herzinfarkte.
Neuere Studien zeigen zudem: Bereits 80 Gramm Fruktose am Tag reichen, um die Fettproduktion in der Leber anzukurbeln. Das entspricht rund 8 Deziliter Süssgetränk (Gesundheitstipp 6/2021).
Vermutlich schädlicher als andere Zucker
Philipp Gerber, Facharzt für Diabetes am Unispital Zürich, rät darum vom Konsum von Fruchtzucker ab: «Die Daten deuten immer mehr darauf hin, dass Fruktose als zugesetzter Zucker im Vergleich zu anderen Zuckern zusätzliche schädliche Wirkungen hat.» Auch Ernährungsberaterin Beatrice Fischer aus Kehrsatz BE warnt: «Mit Fruktose gesüsste Lebensmittel sollte man nur selten zu sich nehmen.»
Präventivmediziner David Fäh von der Berner Fachhochschule rät vor allem von verarbeiteten Produkten ab, die diesen Zucker enthalten. In süssen Getränken stecke besonders viel davon.
Künstlicher Fruchtzucker ist in der Lebensmittelindustrie beliebt. Er macht den Geschmack von Glaces intensiver und fruchtiger und verlängert die Haltbarkeit von Lebensmitteln. Fruktose ist auch fast doppelt so süss wie Haushaltszucker. Es braucht also weniger davon.
Besonders interessant für Hersteller: Sie müssen auf dem Produkt nicht deklarieren, wie viel Fruchtzucker enthalten ist. An Hinweisen wie Fruktose-Glukose-Sirup, «high fructose corn syrup» oder Maissirup erkennt man immerhin, dass Fruchtzucker enthalten ist.
Selbst bei Obst gilt: Zu viel ist nicht gesund
Fruchtzucker in Obst und Gemüse ist weniger problematisch. Dennoch sollte man nicht zu viel Obst auf einmal essen. Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt zwei Portionen pro Tag.
Rivella, die Herstellerin von Michel Bodyguard, schreibt, sie nehme die Kritik an Zucker sehr ernst. Man überprüfe die Rezepturen laufend und senke, «wo möglich», den Zuckergehalt. Bei einigen Rezepturen werde Fruchtzucker aber hinzugefügt, um den Geschmack abzurunden.
Die Migros, Herstellerin von Nendaz Zitrone, hält fest, zu viel Fruktose in der Ernährung könne tatsächlich gewisse Erkrankungen begünstigen. Als Alternative zu Süssgetränken biete man Produkte ohne zugesetzten Zucker an.