Das Angebot ist praktisch: Man bekommt einen Wochenvorrat frisches Gemüse direkt vor die Haustür geliefert. Ob Bio-Bauernhof, Grossverteiler oder Engros-Händler – immer mehr Firmen bieten Gemüsekisten zum Bestellen an, vielfach auch im Abo.
Eine Stichprobe des Gesundheitstipp zeigt: Auch im Winter bringen die meisten Anbieter eine attraktive Auswahl an Gemüsen zustande, viele davon auch mit saisonalen Erzeugnissen. Doch mehrere Kisten enthielten unappetitliches Gemüse.
Drei Fachleute beurteilten die Gemüsekisten: Eva Arrigoni, Lebensmittelwissenschafterin von der Forschungsanstalt Agroscope in Wädenswil ZH, Ernährungsberaterin Maria Imfeld aus Zürich sowie Thomas Käser, Gemüsebauer aus Birmenstorf AG. Sie bewerteten Auswahl, Saisongerechtigkeit und Qualität der Gemüsekisten.
Am besten schnitt die «Gemüse-Tragtasche bio» der Migros-Tochter LeShop.ch ab: Für die Auswahl mit Lauch, Kürbis, Weisskohl, Rüebli, Randen, Sellerie und Kartoffeln sowie die Salate Zuckerhut und Cicorino rosso gaben die Fachleute eine sehr gute Note (siehe Tabelle). Einige Kisten enthielten auch wenig bekannte Gemüse. So fand sich Topinambur in der «Bio Box Saison» von Mahler & Co. Gleich in mehreren Kisten hatte es violette, gelbe oder weisse Rüebli. Eine eintönige Auswahl bot dagegen der «Schweizer Biogemüsekorb» von Öpfelchasper. Er enthielt nur sechs verschiedene Gemüse. Zudem waren fast alle dunkelrot: Randen, Rotkohl, Radiesli, Cicorino rosso sowie violette und orange Rüebli. Der Korb schnitt deshalb beim Kriterum Auswahl am schlechtesten ab.
«Auch im Winter eine ‹gluschtige› Auswahl»
Die Fachleute bewerteten auch, ob der Inhalt der Kisten saisonal war. Als saisonal galt Gemüse, das zur Zeit der Stichprobe im Dezember in der Schweiz wächst, oder solches, das sich gut lagern lässt. Drei Lieferanten erhielten bei diesem Kriterium die Höchstnote 6: LeShop, Mahler & Co sowie der Birsmattehof in der Nähe von Basel. Ihre Lieferungen enthielten ausschliesslich saisonales Gemüse. Ernährungsberaterin Imfeld sagt dazu: «Das zeigt, dass man auch im Winter mit saisonalen Produkten eine ‹gluschtige› Auswahl zusammenstellen kann.»
Schlecht schnitten dagegen die zwei konventionellen Anbieter ab: Pepe Rolli und Freshbox.ch. Ihre Körbe enthielten rund zur Hälfte Produkte, die entweder aus dem Treibhaus oder aus dem Ausland stammen – etwa Peperoni, Cherrytomaten oder Rucola. Pikant: Pepe Rolli wirbt für seine Kisten mit dem Slogan «natürlich wie damals», und Freshbox.ch verspricht gar vollmundig: «In unsere Freshboxen kommen nur saisonale Gemüsesorten.»
Gemüsebauer Käser kritisiert die beiden Anbieter. Wer eine Gemüsekiste bestelle, erwarte Produkte aus der Region: «Wer dann ausländische Ware bekommt, fühlt sich betrogen.»
Am teuersten waren die Gemüsekosten von Coop und LeShop. Grund sind die hohen Liefergebühren. Die beiden Internetläden haben eine Mindestbestellmege von 100 bzw. 99 Franken; die Lieferkosten gelten für die gesamte Lieferung. Allerdings kann man das Gemüse aus der Kiste auch einzeln bestellen.
Mangelhafte Ware in mehreren Kisten
Auffallend: Gleich mehrere Kisten enthielten ein oder gar zwei Gemüse, deren Qualität die Fachleute als mangelhaft einstuften. Beim Chinakohl von Bio-direct waren viele Blätter verwelkt und bräunlich. Das Verdikt von Thomas Käser: «Überreif und zur Hälfte ungeniessbar.» Im Lauch von LeShop fanden sich Raupen der Lauchmotte, eines Pflanzenschädlings. Zwar sind sie für den Menschen harmlos. Trotzdem sei derart befallenes Gemüse unappetitlich, so Eva Arrigoni: «Das gehört nicht in den Verkauf.»
LeShop schreibt, das Gemüse durchlaufe mehrere Kontrollen. Geschäftsleiter Dominique Locher bedauert die Mängel: «Das entspricht nicht unserem Standard.» Bio-direct räumt bei der Auswahl des Gemüses ein: «Wahrscheinlich hätte man es in dieser Woche besser machen können.» Ähnlich klingt es bei Öpfelchasper: «Unsere Farbauswahl war in der Woche wirklich nicht gut.»
Georg Twerenbold von Freshbox.ch betont, dass alle Artikel ausser zwei aus der Schweiz stammten. Und Markus Wanner von Pepe Rolli ist der Meinung, im Dezember wäre eine saisonale Kiste nur mit Schweizer Gemüse «extrem unattraktiv». Er sagt, es sei «fast ausschliesslich Lagergemüse erhältlich, und dies zu teilweise nicht zumutbaren Preisen».