Urs Käser hatte im vergangenen Juni Pech: Als er auf den Zug rannte, riss die Achillessehne am rechten Fuss. Zunächst verzichtete der 64-Jährige aus Zufikon AG auf eine Operation. Doch ein halbes Jahr später musste er sich in der Schulthess-Klinik in Zürich unters Messer legen. Mitte November nähte ein Chirurg die Sehne zusammen. Einen Monat später war wegen einer Infektion eine zweite Operation nötig.
Damit die Operationswunde besser heilt, bekam Urs Käser einen Vakuumverband. Solche Verbände kommen vor allem dann zur Anwendung, wenn die Wunde schlecht verheilt. Der Verband ist daher über einen Schlauch mit einer kleinen Pumpe verbunden. Ein solcher Verband braucht Überwachung. Eine Pflegeperson muss den Verband dreimal pro Woche wechseln. Der Chirurg beauftragte seine Sekretärin, den Patienten bei der öffentlichen Spitex von Bremgarten AG anzumelden. Diese ist auch für Patienten aus Zufikon zuständig.
Doch die Spitex Bremgarten lehnte den Auftrag ab. «Mir wurde am Telefon gesagt, dass dies nicht möglich sei, da die Spitex keine Vakuumverbände wechsle», berichtet die Sekretärin. Die Spitex Bremgarten verwies den Patienten ans Spital Muri AG. Käser sagt: «Das hat mich vor den Kopf gestossen. Ich verstehe nicht, dass die öffentliche Spitex dazu nicht in der Lage ist.» Urs Käsers Partnerin kontaktierte die öffentliche Spitex Mutschellen aus der Nachbargemeinde Berikon. Diese sagte zwar, sie könne Vakuumverbände wechseln. Dennoch lehnte sie den Auftrag ebenfalls ab. Begründung: Es wäre zu kompliziert, die Pflege mit der Spitex Bremgarten abzurechnen. Schliesslich übernahm eine private Firma aus Bremgarten, die Am.pm. Spitex, den Auftrag.
Spitex hätte den Auftrag nicht ablehnen dürfen
Fachleute kritisieren: Die Spitex Bremgarten hätte den Auftrag nicht ablehnen dürfen. Albert Wettstein, pensionierter Stadtarzt in Zürich, sagt: «Die öffentlich subventionierten Spitex-Organisationen sind verpflichtet, allen Bewohnern ihres Gebiets umfassende Dienstleistungen anzubieten.» Dazu gehöre auch der Wechsel von Vakuumverbänden. Andrea Hornstein, Geschäftsführerin der Spitex St. Gallen-Ost, sagt, jede diplomierte Pflegefachperson könne einen Vakuumverband wechseln. Deshalb sei jede Spitex-Organisation mit diplomiertem Pflegepersonal fähig, diese Behandlung durchzuführen. Auch Barbara Gassmann von der Patientenorganisation SPO sagt: «Der Wechsel von Vakuumverbänden ist eine Pflegeleistung, die jede Spitex anbieten sollte.»
Corinna Ganzoni Stettler, Stützpunktleiterin der Spitex Bremgarten, entgegnet, an Feiertagen und Wochenenden arbeite ihre Spitex «aus wirtschaftlichen Gründen» mit reduziertem Personalbestand. Das Pflegepersonal sei über die Weihnachtstage bereits ausgelastet gewesen. Dennoch nehme die Spitex Bremgarten ihre Versorgungspflicht wahr. Xenia Bonsen, Geschäftsführerin der Spitex Mutschellen, sagt, Zufikon gehöre nicht zu den Gemeinden, die mit ihrer Organisation einen Leistungsvertrag abgeschlossen haben.
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