Am liebsten fahre ich mit dem Mountainbike auf steilen, schmalen Wegen und geniesse die schöne Aussicht. Seit meinem Unfall gehe ich keine Risiken mehr ein. Grössere Routen plane ich mit einer guten Karte und fahre nicht mehr ohne Navigationsgerät. Zudem habe ich nun die Rega-App auf meinem Handy.
Den Velounfall überlebte ich nur dank Helm. Für einen Sekundenbruchteil dachte ich damals: «Das wars!» Dann wartete ich auf das Licht, von dem Menschen nach einem Nahtoderlebnis berichten.
Ich lag auf einer Felsplatte, frierend und durchnässt. Über den Felsen strömte Wasser – ich hatte Angst zu ertrinken. Um mich zu beruhigen, begann ich zu singen. Als ich nach eineinhalb Stunden den Heli hörte, war es, als ob ein Engel vom Himmel fällt. Was ich damals nicht wusste: Mein rechtes Schultergelenk war gebrochen, die linke Beckenseite dreifach. Dazu kamen ein Sehnenabriss, Rippenbrüche, Prellungen und Schürfungen.
Das Unglück geschah 2016 am ersten Ferientag in Italien. Meine Frau und ich starteten zu einer Bike- Tour im Gebirge, oberhalb von Domaso am Comersee. Als ein Gewitter aufzog, suchten wir den Weg zur Abfahrt. Doch wir verpassten ihn und landeten auf dem Wanderweg. Plötzlich wurde er zum schmalen Pfad, verstellt mit Steinen. Ich schob das Bike. Dann geschah es: Ich rutschte auf dem feuchten Schotter aus und stürzte den steilen Hang in ein Bachbett hinunter, das Velo vor mir. Schliesslich prallte ich auf der Felsplatte auf.
Ich konnte meiner Frau Zeichen geben, sie solle den Rettungsdienst alarmieren. Der Heli konnte nur auf der gegenüberliegenden Seite des Tals landen. An einer Rettungswinde brachte mich der Notarzt über den Fluss. Der Heli flog meine Frau und mich ins Spital Bellagio.
Als der Schock nachliess, kamen unerträgliche Schmerzen. Ich war so unterkühlt, dass der Arzt Mühe hatte, eine Infusion zu legen. Es blieb einzig eine Stelle am Hals. Nach langem Warten befreite mich das Personal von den nassen Kleidern und wärmte mich mit Decken und Heizkörpern auf. Dann kam ich ins Spital in Como und am folgenden Tag transportierte mich die Ambulanz ins Spital Zug. Der Arzt konnte mich erst eine Woche später operieren, als sich mein Körper stabilisiert hatte. Nach drei Wochen im Spital musste ich noch fünf Wochen in die Reha.
Seit Anfang Jahr arbeite ich wieder Vollzeit im Büro. Nur die Beweglichkeit der Schulter und der Finger an der rechten Hand sind noch leicht eingeschränkt. Mit Fitnesstraining baue ich die Muskulatur auf. Seit März mache ich mit dem Mountainbike wieder kleinere Touren – mit grossem Respekt. Als ich erstmals wieder einen Hang hinunterfuhr, hatte ich Angst zu stürzen. Doch dieser Herausforderung muss ich mich stellen, wenn ich meinen Lieblingssport weiterhin ausüben will.
Biken in den Ferien: Vorbereitung ist wichtig
Biken abseits der Strasse ist riskant: In der Schweiz verunfallen pro Jahr 8630 Leute, so die Beratungsstelle für Unfallverhütung. Deshalb muss man sich gut vorbereiten: Wählen Sie eine Route, die Ihren technischen und konditionellen Fähigkeiten entspricht. Beachten Sie die Hitze im Sommer! Prüfen Sie Ihr Bike vor jeder Tour, insbesondere die Bremsen. Schützen Sie sich mit Helm, Sportbrille, Handschuhen und Rückenschutz. Legen Sie oft Pausen ein und trinken Sie genug. Nehmen Sie stets eine Taschenapotheke mit.
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