Meine Beine sind gelähmt. Ich spüre sie nicht und kann sie nicht mehr bewegen. Ich habe zudem, wie viele Rollstuhlfahrer, Probleme mit der Blase. Da der Schliessmuskel nicht mehr richtig funktioniert, kann ich sie nicht kontrolliert entleeren.
Bis vor kurzem musste ich mir immer einen Katheter legen und diesen mehrmals am Tag auswechseln. Über den Katheter konnten Bakterien in die Blase gelangen, sie war sehr anfällig für Entzündungen. Deshalb habe ich nun einen neuen Katheter bekommen. Diesen führt der Arzt durch die Bauchdecke direkt in die Blase ein. Dort bleibt er dann dauerhaft. Ich habe also ein Loch im Bauch und leite den Urin über einen Schlauch mit Ventil ab. Auch das erfordert enorme Pflege und Aufmerksamkeit.
Das regelmässige Entleeren der Blase ist sehr wichtig. Wegen der Lähmung spüre ich nicht, wenn sie zu voll ist. Es kann sich aber in Form von Augenbrennen, Kopfweh oder Übelkeit äussern. Der Blutdruck steigt dann stark an. Das kann im schlimmsten Fall zum Tod führen. Man nennt das Dysreflexie.
Seit ich 18 Jahre alt bin, bin ich halbseitig gelähmt. Damals entfernten Ärzte bei mir einen Hirntumor. Als ich nach der Operation wieder aufwachte, konnte ich meine linke Seite fast gar nicht mehr bewegen. Nach einem Jahr Reha hatte ich den Oberkörper wieder unter Kontrolle. Das linke Bein blieb aber gelähmt. Dank einer elektrischen Beinschiene konnte ich trotzdem noch gehen.
Ich belastete meinen Körper aber sehr einseitig. Das war nicht gut für meinen Rücken, und ich bekam Probleme mit den Bandscheiben. Nach einem Sturz im Jahr 2015 musste ich notfallmässig operiert werden. Doch die Operation verlief nicht gut. Danach war ich querschnittgelähmt.
Ich fiel in eine tiefe Krise. Ich brauchte bei allem Hilfe: beim Waschen, Anziehen, Putzen und Kochen. Überall stiess ich an meine Grenzen. Aber dann sagte ich mir: «Fränzu, entweder springst du jetzt von der Brücke, oder du nimmst dein Leben in die Hand.» Dann fragte ich meinen Körper: «Was kann ich dir Gutes tun?»
Essen ist für mich ein wichtiges Thema. Ich kann mich nicht mehr gut bewegen und habe zusätzlich Probleme mit der Bauchspeicheldrüse und der Speiseröhre. Kurze Zeit nach dem Hirntumor stellten Ärzte bei mir eine Vorstufe von Speiseröhrenkrebs fest. Deshalb esse ich viele gesunde Dinge und nur so viele Kalorien, wie ich verbrauche: 1750 am Tag. Es gibt viel Gemüse und Obst, Eiweiss und Vollkornprodukte, dafür nie Frittiertes.
Einmal in der Woche, meist am Sonntag, tobe ich mich aber aus. Dann dürfen es auch ein paar Kalorien mehr sein – bis zu 2200. Manchmal trinke ich sogar ein Glas Rotwein oder gönne mir ein Dessert. Und bevor ich ins Bett gehe, esse ich gern noch ein Schälchen Popcorn. Den Rest der Woche halte ich aber eisern Disziplin.
So hoffe ich, dass ich mindestens 80 Jahre alt werde. Das Leben hat noch so viel zu bieten. Kürzlich habe ich mir einen kleinen Hund zugetan – Samy. Er bringt mir viel Freude. Weil er so klein ist, kann er auf meinem Schoss im Rollstuhl mitfahren.
Paraplegie: Die Beine sind vollständig gelähmt
Jeden zweiten Tag wird laut der Schweizer Paraplegiker-Stiftung in der Schweiz ein Mensch durch Unfall oder Krankheit querschnittgelähmt. Laut Bundesamt für Statistik beziehen in der Schweiz rund 1000 Para- und Tetraplegiker eine IV-Rente. Bei der Paraplegie ist das Rückenmark so stark geschädigt, dass die Beine vollständig gelähmt sind. Bei der Tetraplegie sind auch die Arme vollständig gelähmt. Je nachdem, wo das Rückenmark verletzt ist, sind auch innere Organe von der Lähmung betroffen.
Informationen und Beratung:
Schweizer Paraplegiker-Gruppe, Tel. 041 939 54 54, Paraplegie.ch