Zu viel Sonne schädigt die Zellen der Haut. Jetzt versprechen Sonnenschutzmittel und Aftersun-Produkte mit Reparatur-Effekt Abhilfe. Auf der Packung der «Eigersonne Family Repair Creme» heisst es zum Beispiel: «Repariert sonnenbeschädigte Haut». Weitere Repair-Produkte gibt es auch von Daylong oder Ateia (siehe Tabelle im PDF). Die österreichische Firma Kwizda warnt auf ihrer Website vor der steigenden Zahl der Hautkrebsfälle. Die Wirkstoffe ihrer Ateia-Produkte würden «sonnenbedingte Hautveränderungen teilweise rückgängig machen».
Die Hersteller setzen auf Reparatur-Enzyme wie Endonuklease und Photolyase. Sie sollen helfen, DNA-Schäden in den Hautzellen zu reparieren, die durch UV-Licht entstanden sind. Solche Schäden können längerfristig zu Hautkrebs führen.
Doch Fachleute wie Beate Volkmer von der deutschen Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention warnen: «Die Begriffe wie Reparatur oder Regeneration vermitteln eine trügerische Sicherheit.» Der Haut-Pharmakologe Christian Surber von den Universitäten Basel und Zürich sagt: «Man darf nicht erwarten, dass sie Hautkrebs verhindern.»
Denn der Nutzen der Reparatur-Enzyme ist bisher nicht bewiesen. Surber sagt: «Die Datenlage ist völlig unzureichend.» Ein Problem: Es ist unklar, ob und wie die Stoffe überhaupt durch die Haut und in die betroffenen Zellen gelangen. Hersteller verwenden oftmals sogenannte Liposomen – kleine Bläschen, welche die Stoffe transportieren sollen. Doch Surber sagt: «In der Regel zerfallen die Liposomen, nachdem man sie auf die Haut aufgetragen hat.»
Neben Enzymen sollen weitere Stoffe die sonnengeschädigte Haut reparieren. «Eigersonne Family Repair» enthält den Stoff Panthenol, der das Heilen von Wunden unterstützt. In der Creme hat es auch Antioxidantien wie Vitamin C und E. Sie sind auch in den Produkten von Avène und Vichy enthalten. Zwar neutralisieren sie einen Teil der schädlichen Stoffe, welche die DNA der Zellen schädigen können. Doch sie reparieren diese nicht.
Mittagssonne meiden und im Schatten bleiben
Fachleute raten, nicht auf Repair-Produkte zu vertrauen. «Es ist besser, die Haut zu schützen», sagt Hautärztin Bettina Schlagenhauff aus Küssnacht SZ. Das heisst: Die Mittagssonne meiden, möglichst im Schatten bleiben und sich mit Kleidern, Hut und Sonnenbrille schützen. Zudem sollte man für die unbedeckten Stellen eine Sonnencreme mit Schutzfaktor von mindestens 30 verwenden. Im Test der Zeitschrift «Saldo» (11/2020) schnitten die wasserfesten Sonnenschutz-Sprays La Roche-Posay Anthelios XL und Garnier Ambre Solaire Sensitive Expert sehr gut ab. Bettina Schlagenhauff empfiehlt auch eine rückfettende Creme oder Lotion, denn Sonne, Wasser und Wind trocknen die Haut aus.
Hersteller Pierre Fabre schreibt, er erwähne nirgends, dass die Avène-Repair-Lotion durch UV-Strahlung verursachte Hautschäden repariere oder vor Hautkrebs schütze. Der Begriff Repair rechtfertige sich, weil das Produkt die Hautbarriere wiederherstellt und die Haut gesund erhalte. Laut Galderma ist der Begriff Repair in der Kosmetik verbreitet und bedeute nicht, dass die Daylong Lotion die Haut nach dem Sonnenbad heile. Die Apotheke Dr. Portmann schreibt, dass Repair-Produkte gereizte Haut intensiver pflegten als andere Kosmetika. Den meisten Menschen sei klar, dass man damit keine entarteten Zellen in gesunde umwandeln könne.
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