Ein Montagmittag in der Kletterhalle «6a Plus» in Winterthur ZH. Walter Joos steht vor der Kletterwand. Er streckt den Arm aus und hält sich an einem blauen Griff fest. Dann stellt er die Füsse auf blaue Tritte. Konzentriert sucht er die entsprechend bemalten Griffe und Tritte und hangelt sich durch die Wand. Mal sind seine Beine gestreckt, dann zieht er sie nah an den Körper. Gesichert ist er nicht: Am Boden liegen weiche Matten, in die man sich fallen lassen kann, wenn die Kräfte schwinden.
Walter Joos ist 65-jährig. Übers Wandern und Bergsteigen kam er zum Hallenklettern: «Ich hatte in den Bergen immer ein wenig Angst vor Kletterpartien», sagt er. Beim Bouldern konnte er bestimmte Griffe üben. Seitdem er Hüftarthrose hat, geht er weniger oft bergsteigen, aber beim Bouldern ist er geblieben. Hier kann er jederzeit eine Pause einlegen, falls er Schmerzen hat. Nicht zuletzt bietet dieser Sport auch Begegnungen: Zweimal pro Woche trifft sich Joos mit Gleichaltrigen in der Halle. «Wir geben uns gegenseitig Tipps und kennen uns mittlerweile recht gut.»
Bouldern ist der Name fürs Klettern an Felsblöcken und an künstlichen Kletterwänden. Im Gegensatz zum normalen Klettern braucht man weder Seil noch Gurt. Die Wände sind dafür viel weniger hoch als beim Klettern (siehe Tabelle im PDF).
Der ganze Körper wird beansprucht
Bouldern eignet sich auch für ältere Menschen. Fitnessberater Fritz Bebie aus Erlenbach ZH sagt sogar: «Bouldern ist für Senioren ideal.» Einzige Voraussetzung: Man müsse bereits Sport machen und eine gute Grundkondition haben. Bouldern beansprucht den ganzen Körper. Man braucht die Muskeln des ganzen Rumpfs. Besonders gefordert werden Schultern, Unterarme und Beine. Neben Kraft trainiere man Beweglichkeit, Koordination und Gleichgewicht.
Höhenangst ist laut Bebie kein Problem: «Man muss nicht in die Höhe klettern, sondern kann sich quer der Wand entlang bewegen.» Auch Stefan Fröhlich, Oberarzt am Swiss Olympic Medical Center Balgrist Movemed, sieht beim Bouldern viele Vorteile. Weil es den Rumpf kräftige, helfe das Training, Rückenschmerzen «zu verringern oder gar nicht erst entstehen zu lassen». Gemäss neuer Studien hilft Bouldern sogar gegen Depressionen.
Wer an Schultern, Ellbogen und in den Fingern Schmerzen hat, sollte beim Bouldern vorsichtig sein. Fröhlich: «Bei Arthrose- und Rheumapatienten kann eine solche Belastung die Beschwerden verstärken.» Auch Frauen mit verminderter Knochendichte sollten aufpassen. Zwar sind die Matten weich – doch bei Stürzen und Sprüngen riskiert man Knochenbrüche.
Tipps
- Wärmen Sie sich vorher auf: mit Gymnastik oder Springseil, Laufen an Ort.
- Tragen Sie bequeme Turnkleider, in denen Sie genügend Bewegungsfreiheit haben.
- Tragen Sie Kletterfinken und achten Sie darauf, dass diese satt anliegen.
- Benutzen Sie bei schweissigen Händen Magnesium.
- Bouldern kann man in fast allen Kletterhallen. Standorte und Infos auf www.kletterportal.ch.
- Ein Kurs ist nicht zwingend nötig. Trotzdem bieten die meisten Kletterhallen eine kurze Einführung an.