Nach einer grösseren Operation ist oft Physiotherapie oder ein Aufenthalt in einer Rehaklinik nötig. Das hilft, um die Muskeln wieder aufzubauen und die Gelenke beweglicher zu machen. Weniger bekannt ist: Es lohnt sich, wenn man sich bereits vor einer Operation fit hält. Das Ziel: Mit Hilfe von Bewegung fördert man die eigene Gesundheit, damit der Körper sich nach der Operation besser erholt. Der Gesundheitstipp hat ein Gratis-Merkblatt mit zwölf einfachen Übungen zusammengestellt, die man gut zu Hause machen kann.
Die Studien dazu sprechen eine klare Sprache. Beispiel Hüftoperation: Patienten, die acht Wochen vorher speziell auf sie zugeschnittene Übungen machten, erholten sich nach der Operation besser. Das zeigt eine Übersichtsstudie am Rehazentrum Valens SG von 2022: Die Hüfte war beweglicher, sie hatten mehr Kraft in den Hüftmuskeln, konnten besser aufstehen oder Treppen steigen. Zudem nahmen die Schmerzen teilweise schon vor der Operation ab. Die Patienten machten die Übungen mindestens zwei Mal pro Woche – in der Physiotherapie, in einer Rehaklinik, zu Hause oder kombiniert. Bei einer der Übungen sitzt man auf einem Stuhl, streckt das Bein und winkelt es wieder an.
Fitness ist bei jeder Operation von Vorteil
Das Stärken der Muskeln lohnt sich nicht nur vor einer Operation an der Hüfte. Stefan Bachmann, ärztlicher Direktor der Kliniken Valens, hat die Verfasser der Studie beraten. Er geht davon aus, dass eine gute Fitness bei jeder Art von Operation Vorteile bringt: «Sie verbessert die Kraft, die Koordination, das Gleichgewicht und macht das Herz und die Lunge leistungsfähiger.» Dies stärke den gesamten Körper. Schone man sich dagegen vor einer Operation, verliere man an Kraft und Ausdauer, wodurch man sich langsamer erhole.
Risiko bei schwierigen Operationen geringer
Johannes Scherr, Sportmediziner und Chefarzt der Universitätsklinik Balgrist in Zürich, sagt: «Bei geplanten, potenziell lebensbedrohlichen Operationen sind die Chancen zu überleben höher, wenn man sich vorbereitet.» Denn das wirke sich positiv auf das Immunsystem aus. Dieses beeinflusse viele Funktionen im Körper, wodurch er Stresssituationen durch die Operation besser bewältigen könne.
Tatsächlich profitieren sogar Patienten, die eine Herzoperation vor sich haben. Das zeigt eine Übersichtsstudie von 2023, an der mehrere deutsche Universitäten beteiligt waren. Wer vorher ein mehrwöchiges Übungsprogramm absolvierte, hatte danach ein kleineres Risiko für Vorhofflimmern – zumindest Patienten unter 65. Bei Vorhofflimmern schlägt das Herz unregelmässig und zu schnell. Es ist eine der häufigsten Komplikationen nach Herz-OPs.
Die Patienten konnten zudem innerhalb einer bestimmten Zeit längere Distanzen gehen als solche, die nicht trainiert hatten. Die Programme umfassten leichte Gymnastikübungen und teilweise Ausdauertraining auf dem Velo oder dem Laufband. Sie dauerten insgesamt mindestens 90 Minuten pro Woche.
Trainingsbeginn acht Wochen vorher ist ideal
Sportwissenschafter Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln sagt: «Selbst bei Krebs lohnt es sich, den Körper leistungsfähiger zu machen.» Je aktiver man vorher gewesen sei, desto einfacher gelinge später die Rückkehr ins Arbeitsleben und ins soziale Leben. Darauf deutet auch eine Übersichtsstudie der renommierten Forschergruppe Cochrane bei Darmkrebspatienten hin. Weitere Studien zeigen einen Nutzen bei diversen anderen Krebsarten wie etwa Lungenkrebs.
Stefan Bachmann rät, bereits sechs bis acht Wochen vor einer Operation mit Übungen zu beginnen. In der Physiotherapie können sich Patienten zudem ein Programm für ihre Beschwerden zusammenstellen lassen. Wer das machen will, sollte sich an den Hausarzt wenden. Und, so Bachmann: Zusätzlich solle man drei Mal pro Woche 30 bis 45 Minuten zügig gehen.
Nicht nur das Training, auch eine ausgewogene Ernährung hilft Patienten vor der Operation. Ältere Menschen und Personen, die bereits kräftezehrende Therapien hinter sich haben, haben ein höheres Risiko für Nährstoffmängel. Zudem solle man Stress meiden und die Angst vor der Operation abbauen, so Bachmann. Es kann helfen, sich genau erklären zu lassen, was bei der Operation passiert. Auch eine psychologische Beratung kann dazugehören.
Übung Beinstrecken
- Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl, ohne den Rücken anzulehnen.
- Die Hände liegen auf den Oberschenkeln.
- Strecken Sie das rechte Bein, bis es waagrecht ist. Ziehen Sie die Fussspitze zu sich.
- Halten Sie die Position 5 Sekunden lang. Stellen Sie dann den Fuss wieder auf den Boden.
- Machen Sie dasselbe mit dem linken Bein.
- Wiederholen Sie die Übung 10 Mal pro Seite.
Weitere Übungen im Gratis-Merkblatt «Fit zur Operation»
Das Merkblatt kann man hier herunterladen.