Erika Eugsters rechtes Knie tat fast immer weh. Nach einem Beinbruch in der Jugend wurden ihre Beine immer stärker x-förmig. Dazu kam eine schwere Arthrose. Dabei verringert sich der Spalt zwischen den Gelenken, weil sich Knorpel abnützen. «Ich hatte so starke Schmerzen, dass ich fast nicht mehr gehen konnte», sagt die 71-Jährige aus Volketswil ZH.
Vor sechs Jahren liess sie sich ein künstliches Kniegelenk einsetzen. Damit geht es ihr «schampar guet»: Sie wandert, macht Velotouren und leitet eine Gruppe in der Frauenriege. Die Einschränkungen seien klein: Beim Wandern achtet sie zum Beispiel gut aufs Höhenprofil. «Ich wandere möglichst wenig abwärts», sagt sie.
Früher mussten sich Patienten mit Knieprothese schonen. Heute gilt: Sport ist gut. Sandro Fucentese, Leiter der Abteilung Kniechirurgie an der Zürcher Uni-Klinik Balgrist, sagt: «Die Prothesen halten mehr aus als vor 30 Jahren.» Eine deutsche Studie zeigte 2017: Wenn man Sport macht, wächst die Prothese besser in den Knochen ein. Sie lockert sich weniger. Ausserdem kann man mit Sport Übergewicht vermeiden. Auch das entlastet das Gelenk (siehe Unten).
Doch nicht alle Sportarten eignen sich. Experten raten zum Beispiel von Joggen, Tennis, Trampolinspringen und Fussball ab. «Die abrupten, plötzlichen Bewegungen belasten das Knie stark», sagt Fucentese. Doch entscheidend sei, welchen Sport man vor der Operation gemacht habe: «Wer Tennis spielte, kann das auch nachher tun», sagt Fucentese. Aber: «Ich rate eher davon ab, eine neue Sportart zu lernen, die das Knie belastet.» Die Tipps der Fachärzte:
Wandern
Lassen Sie sich Zeit und üben Sie das Gehen auf unebenem Boden: «Die Koordination ist nicht einfach, gerade wenn man über Stock und Stein geht», sagt Fucentese. Abschüssige Strecken belasten die Knie. «Man sollte bei längeren Wanderungen Walkingstöcke benutzen», sagt der Winterthurer Orthopäde Luzi Dubs.
Velofahren
Wichtig ist dabei: «Man soll einen hochtourigen Gang einstellen, damit man das Knie viel bewegt, aber dabei wenig Kraft braucht», sagt Kniechirurg Sandro Fucentese. Deshalb eignen sich auch E-Bikes gut.
Schwimmen
«Am besten sind Kraulen und Rückenschwimmen», sagt Sandro Fucentese. Weniger gut ist Brustschwimmen: «Dabei macht das Knie eine Drehbewegung – das belastet das Gelenk.»
Skifahren
Möglich, aber nur wenn man die richtige Technik wählt. «Früher hat man die Knie stark belastet, vor allem beim Wedeln», sagt Fucentese. Fährt man eher in grossen Bögen über die Piste, hat er keine Bedenken.
Ärzte setzen Teilprothesen oft zu früh ein
Die Zahl der eingesetzten Knieprothesen steigt in der Schweiz kontinuierlich an: 2011 waren es rund 16000, vier Jahre später 18000. Etwa jede sechste ist eine Teilprothese. Dabei ersetzen die Chirurgen nur den geschädigten Teil des Knieknochens. Der Winterthurer Orthopäde Luzi Dubs sieht dies kritisch: «Viele Patienten bekommen diese Prothese zu früh, also bevor die anderen Therapien ausgeschöpft sind», sagt er. Das sind zum Beispiel Physiotherapie, Abnehmen oder Schmerzmittel wie Paracetamol. Doch die Prothesenindustrie sei daran interessiert, dass man Patienten möglichst früh eine Teilprothese gibt: «So kann man später noch eine Vollprothese einsetzen», sagt Dubs.