Filmtipp: Pseudophilosophische Kritik am Kaiserschnitt
Inhalt
Gesundheitstipp 12/2014
29.11.2014
Letzte Aktualisierung:
03.12.2014
Andrea Fopp
Eine Frau sitzt in der Badewanne. Sie atmet schwer, denn sie bringt gerade ein Kind zur Welt. Einen Moment später hält sie ihr Neugeborenes in den Armen. Es handelt sich um eine Schlüsselszene in der neuen Dokumentation «Microbirth» der britischen Filmemacher Toni Harman and Alex Wakeford. Sie klären darüber auf, wie wichtig die natürliche Geburt ist – und wie gravierend die Folgen des Kaiserschnitts sind. Sie warnen: Kinder, die eine Ärzti...
Eine Frau sitzt in der Badewanne. Sie atmet schwer, denn sie bringt gerade ein Kind zur Welt. Einen Moment später hält sie ihr Neugeborenes in den Armen. Es handelt sich um eine Schlüsselszene in der neuen Dokumentation «Microbirth» der britischen Filmemacher Toni Harman and Alex Wakeford. Sie klären darüber auf, wie wichtig die natürliche Geburt ist – und wie gravierend die Folgen des Kaiserschnitts sind. Sie warnen: Kinder, die eine Ärztin per Skalpell aus dem Mutterbauch holt, kriegen häufiger Diabetes, Asthma, Übergewicht oder Glutenunverträglichkeit. Denn nur, wenn die Mutter den Säugling durch die Vagina presst, kommt er in Kontakt mit mütterlichen Darmbakterien. Diese schützen das Baby vor Krankheiten. Kaiserschnittkindern jedoch fehlen diese Keime, so werden sie eher krank.
Ihre Zukunftsprognosen sind düster: Wenn Kaiserschnittgeburten weiter zunehmen, gibt es immer mehr kranke Menschen und die Gesundheitskosten explodieren.
Die Filmemacher argumentieren umfassend, sie zitieren Statistiken und interviewen Wissenschafter weltweit. Dennoch überzeugt ihre Botschaft nicht ganz. Schuld ist der Film. Es dauert eine Ewigkeit, bis man realisiert, worum es überhaupt geht: «Microbirth» startet mit irgendwelchen Landschaftsbildern und Musik, dazu laviert eine Hintergrunderzählerin pseudophilosophisch über die menschliche Existenz und die Tücken des technischen Fortschritts – ohne das Thema Geburt überhaupt anzusprechen. Zudem fehlen die Stimmen von Müttern und Kindern, die einen Kaiserschnitt erlebt haben. Nicht einmal die gebärende Frau aus der Badewannenszene kommt zu Wort. Das ist schade, Betroffene hätten den Film lebendiger und glaubwürdiger gemacht.
bedingt empfehlenswert
«Microbirth», 2014. Als DVD zu bestellen oder online auszuleihen unter: www.microbirth.com