Die Assistenzärztin Lucia hat Angst, bei ihren Patienten in der Psychiatrie etwas falsch zu machen. Sie hat das Gefühl, dass sie noch nicht genug wisse, um die Patienten so gut zu behandeln wie ein erfahrener Arzt. Die junge Frau ist eine von vier Personen, die Regisseur Matthias von Gunten zehn Jahre lang mit der Kamera begleitet hat. Sein Dokumentarfilm erzählt von ihrer Suche nach einem Platz im Leben. Alle Porträtierten haben Zweifel am eingeschlagenen Weg – und Sorgen vor dem Scheitern.

Lucia liest am Feierabend stapelweise medizinische Fachliteratur, um ihre Wissenslücken zu schliessen – und fragt sich dennoch ständig, ob sie irgendwann genug wissen wird.

Das spitzt sich weiter zu, als eine ihrer Patientinnen versucht, sich das Leben zu nehmen. Lucia gibt sich lange die Schuld dafür. Auch Pascal plagen Ängste. Er macht eine Bäckerlehre. Sein Vater ist ebenfalls Bäcker und möchte, dass er irgendwann den elterlichen Betrieb übernimmt. Pascal weiss aber noch nicht, wohin sein Weg führen soll – auch deshalb, weil er miterlebt, wie überarbeitet sein Vater ist und wie dieser nur knapp an einem Burnout vorbeischrammt.

Matthias von Gunten gelingt es in diesem Langzeitprojekt, eine einmalige Nähe zu den jungen Leuten aufzubauen. Der Regisseur stellt diese nie zur Schau, sondern zeichnet zärtliche Porträts, welche die Stärken der Protagonisten genauso zeigen wie ihre Selbstzweifel. Ein berührender Film.

«Zehn Jahre», ab 7. März in Kinos der Deutschschweiz

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