Finger tanzen über Klaviertasten. Sie gehören einem Mann, der es nicht einfach hat im Leben. Davon erzählt er im Lied «Niemand ist perfekt». Es handelt davon, dass er Trost in der Geduld finde, seine Kräfte sammeln müsse und sich wünsche, vor dem Tod nochmals Glück zu erleben. Da flammt in seinem erloschenen Blick  so etwas wie Hoffnung auf.

Der Sänger und Pianist ist einer der Patienten und Patientinnen, die jeden Morgen auf das Schiff «Adamant» mitten in Paris kommen. Das Tageszentrum an der Seine nimmt Erwachsene mit psychischen Störungen auf. Es bietet ihnen einen Betreuungsrahmen, gibt ihnen einen strukturierten Tagesablauf und hilft ihnen, im Alltag wieder Fuss zu fassen.

Psychiater und Pfleger setzen sich dabei für eine menschliche Psychiatrie ein. Sie hören den Menschen zu und geben ihnen den Raum, zu schreiben, zu malen, zu diskutieren, zu musizieren. Die Patienten dürfen ihre Einzigartigkeit leben und sind doch Teil einer Gemeinschaft, in der sie Aufgaben übernehmen und sich mit eigenen Ideen einbringen.

Es sind stille Porträts, die sich in diesem Dokfilm aneinanderreihen. Regisseur Nicolas Philibert hört zu und lässt die Patienten aus ihrem Leben erzählen. Einmal fängt er einfach die Gangart eines Patienten ein, die mehr über diesen erzählt, als es mit Worten möglich wäre. Ein anderes Mal erfasst Philibert den Blick einer Patientin, der im Nirgendwo festzuhängen scheint. Dazwischen richtet er die Kamera immer wieder aufs Wasser, das stets in Bewegung ist. Ein sanfter Film, der psychisch kranke Menschen annimmt, wie sie sind – ohne zu urteilen.

«Sur l’Adamant» von Nicolas Philibert, 109 Minuten, ab 14. Dezember in Kinos der Deutschschweiz

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