Bastian Melcher ist homosexuell. Acht Jahre lang wollten Therapeuten ihn davon «heilen». Doch die sogenannte Konversionstherapie funktionierte nicht. Im Gegenteil: Sie setzte den jungen Mann so unter Druck, dass er verzweifelte. In sein Tagebuch schrieb er damals: «Ich habe keine Kraft mehr, ich bin am Ende. Warum bin ich nicht stark genug.» Bastian Melcher wollte nicht mehr leben.
Im französischen Dokumentarfilm kommen zahlreiche Opfer dieser fragwürdigen Therapien zu Wort. Es sind bedrückende Zeugnisse von Frauen und Männern, denen konservative Therapeuten, Priester und die Familie einredeten, falsch zu fühlen. Die Folgen: Depressionen, Alkoholsucht, Suizide.
Der Film deckt auf, wie gross das weltweite Netzwerk selbsternannter Homoheiler ist. Es sind nicht nur religiöse Eiferer, sondern Psychotherapeuten sowie Ärzte wie der deutsche Gero Winkelmann vom Bund katholischer Ärzte. Er empfahl einem Journalisten, welcher sich ihm gegenüber als Betroffenen ausgegeben hatte, homöopathische Syphilisglobuli und Oregano, um dessen Schwulsein zu heilen. Auch in der Schweiz gibt es solche Ärzte (Gesundheitstipp 7/2019).
Der Film macht aber auch Hoffnung: Erste Länder wie Deutschland und Malta haben Konversionstherapien unterdessen per Gesetz verboten. Einstige Homoheiler sind ausgestiegen und bereuen heute, welches Leid sie ihren Opfern angetan haben. Und Betroffene wie Bastian Melcher haben Frieden geschlossen mit ihrer sexuellen Orientierung.
Sehr empfehlenswert
"Wie krank ist Homo-Heilung?", 18. Mai, 20.15 Uhr, Arte, und in der Arte-Mediathek