Es ist finster. David rennt in die Dunkelheit hinein. Er hat sich entschieden und ist ausgetreten aus der Sekte, die ihn zehn Jahre gefangen hielt. Erst jetzt wird ihm klar, dass seine Sektenfamilie gar keine richtige Familie ist. Denn sobald er sich abgewandt hat, hört er von ihr kein Wort mehr. Er ist ganz allein und weiss nicht, wie es mit ihm weitergehen wird.
Im Dokfilm «Der lange Weg hinaus» erzählen fünf Leute, wie sie sich aus den Fängen neuer religiöser Bewegungen befreiten – und wie schwierig es ist, wieder Fuss zu fassen, nachdem sie jahrelang in einer Parallelwelt gelebt haben. Sie erzählen, dass sie sich von allem lösen mussten, woran sie glaubten. Und wie allein sie dabei sind, weil der Kontakt zu Familie und Freunden oft nicht mehr besteht.
Da ist zum Beispiel Julie, die sich der Sekte «Université de la Relation» angeschlossen hatte und im Gefängnis landen musste, bis sie alles infrage stellte. Da ist Nicolas, dessen Eltern Zeugen Jehovas sind und der mit seiner Familie brechen musste, um sich loszusagen. Und da ist David, der all seine Freunde aufgab, um freizukommen.
Ohne zu verurteilen, zeigt der Film, wie sich die Betroffenen einer Bewegung anschlossen und dabei immer radikaler handelten. Zudem stellt er auf berührende Weise dar, wie hart und einsam der Weg hinaus ist. Einer der Betroffenen rät Bekannten von Sektenmitgliedern, mit diesen in Kontakt zu bleiben, um sie beim Ausstieg zu unterstützen. So unternahmen Nicolas’ Freunde viel mit ihm, um die durch den Austritt entstehende Leere aufzufüllen.
Sehr empfehlenswert
«Der lange Weg hinaus», 21. Juni, 23.25 Uhr, Arte. Auch in der Arte-Mediathek verfügbar.