Ein Mann sitzt in der Praxis von Ojuna ­Altangerel-Wodnar im Appenzellerland. Seit einem Autounfall macht sein Bein Probleme. Die Diagnose der mongolischen Ärztin und Scha­manin: Das Bein habe dem Verursacher des Unfalls noch nicht verziehen. Der Patient schaut sie überrascht an, nickt. Ja, niemand habe sich bei ihm entschuldigt. Dann bricht er in Tränen aus.

Altangerel-Wodnar ist eine von fünf ­Heilerinnen und Heilern, die der deutsche Regisseur Andreas Geiger in seinem Dokumentarfilm porträtiert. Sie arbeiten mit Pendel, Kruzifixen, Kräutersäften und Heilformeln oder legen ihre Hände auf.

«Die Gabe zu heilen» ist ein bedächtiger Film. Er lässt dem Zuschauer Zeit, die ­Worte und Bilder auf sich wirken zu lassen. Als Zuschauer kann man erleben, wie die Heiler ihre ­Patienten behandeln. Es wird spürbar, wie gut diesen die Zuwendung tut, dass ihnen jemand ­zuhört, sie berührt und ihnen Hoffnung schenkt. Stark ist der Film dann, wenn Emotionen sichtbar werden und Pa­tienten nach der Therapie erleichtert seufzen.

Schade ist allerdings, dass der Film die Aussagen der Heiler nie kommentiert. Auch zusätz­liche Informa­tionen oder kritische Stimmen fehlen. So bleibt dem Zuschauer vieles unverständlich. Er kann nur glauben oder nicht glauben.
Laut Handaufleger Stephan Dalley liegt ­genau hier das Geheimnis des Heilens. Im Film sagt er: «Das, woran du glaubst, funk­tioniert.» 

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