Die fünfjährige Shyrin hat oft Fieber. Ihre Mutter Isabelle Amstutz sagt: «Es steigt bei ihr schnell, manchmal bis auf 40 Grad.» Dann macht sie ihrer Tochter kühlende Wickel, lässt sie viel trinken und beobachtet gut, wie es ihr geht. Vor siebzehn Jahren, als Isabelle Amstutz das erste ihrer fünf Kinder bekam, machte ihr hohes Fieber noch Angst: «Ich glaubte, das sei etwas Schlimmes, das man mit Medikamenten bekämpfen müsse.» Heute ist sie gelassener. «Erst wenn es Shyrin nach einem Tag nicht besser geht, rufe ich den Kinderarzt an.»
Der Luzerner Hausarzt Peter Respondek bestätigt: «Fieber ist keine Krankheit, sondern eine gesunde Abwehrstrategie des Körpers.» Fieber hemmt die Vermehrung von Viren und Bakterien und kurbelt die Produktion von Antikörpern an. Respondek: «Fieberzäpfchen sind oft unnötig.» Statt Fieber immer mit Medikamenten zu senken, solle man die Ursachen des Fiebers suchen und behandeln. Meist genüge es, das Kind gut zu beobachten. Wenn es trinke, auf Ansprechen normal reagiere und ruhig schlafe, brauche es keine Medikamente.
Die Ärztin Stephanie Wolff aus Bülach ZH rät zu fiebersenkenden Mitteln, wenn das Fieber sehr schnell ansteigt. So könne man einen Fieberkrampf vermeiden. Betroffene Kinder verdrehen die Augen, manche verlieren das Bewusstsein. Die Muskeln werden steif und zucken. Ein Fieberkrampf sieht dramatisch aus, ist aber meistens nach wenigen Minuten vorbei, ohne bleibende Schäden zu verursachen.
Bei Säuglingen ist erhöhte Vorsicht angezeigt. Denn bei ihnen breiten sich Infektionen im Körper schneller aus. Kinderarzt Michael Seefried vom Paracelsus-Zentrum Sonnenberg in Zürich sagt: «Im ersten Lebensjahr sollten Eltern sich immer beim Kinderarzt melden, wenn ihr Kind fiebert. Meist genügt telefonischer Rat.»
Bei den meisten Kindern helfen einfache Hausmittel wie Essigsocken oder Wadenwickel (siehe «Tipps»). Kinderarzt Seefried empfiehlt zudem homöopathische Mittel wie Infludorin Globuli oder Ferrum phosphoricum. Wichtig ist, dass die Kinder viel trinken. Am besten ist laut Seefried Wasser oder dünner Fencheltee, eventuell mit etwas Traubenzucker gesüsst. Für den Kinderarzt ist klar: «Kinder mit Fieber gehören nicht in die Krippe, in den Kindergarten oder in die Schule.» Am besten bleiben sie auch noch einen bis zwei Tage nach der Heilung zu Hause.
TIPPS: So wird Ihr Kind schneller gesund
Geben Sie Kindern Wasser, ungesüssten Tee oder verdünnten Fruchtsaft.
Befeuchten Sie zwei Tücher mit 20 Grad warmem Wasser und wickeln Sie sie locker um die Waden. Legen Sie ein trockenes Tuch darüber.
Tauchen Sie ein Paar Wollsocken in Essigwasser (¼ Essig, ¾ Wasser) und drücken Sie sie aus. Ziehen Sie dem Kind erst diese Socken an, dann trockene Socken.
Wadenwickel oder Essigsocken sollten Sie nur verwenden, wenn Füsse und Hände des Kindes warm sind. Sonst erhöhen sie das Fieber. Wadenwickel und Essigsocken nach 15 bis 20 Minuten entfernen.