Das Birchermüesli steht längst nicht mehr nur auf dem Frühstückstisch. Am Kiosk, beim Grossverteiler oder beim Bäcker liegt es griffbereit im Kühlregal. Allerdings sind viele Müesli längst nicht so gesund wie ihr Ruf. Das zeigt ein Labortest. Der Gesundheitstipp kaufte zwölf Becher mit frischem Birchermüesli und liess sie untersuchen.
Das Resultat: Die Zusammensetzung der Nährstoffe ist bei vielen Produkten nicht ausgewogen. Die Hersteller süssen die Müesli teils kräftig – mit Zucker, Fruchtzucker, Honig oder Agavendicksaft. Am meisten Zucker enthielt das Bio-Birchermüesli der Migros mit über 13 Gramm pro 100 Gramm. Das sind mehr als drei Würfel Zucker. Im frischen Spar-Müesli mass das Labor ebenfalls mehr als 12 Gramm (siehe Tabelle). Ernährungsfachmann David Fäh von der Berner Fachhochschule sagt: «Gesunde Müesli brauchen nicht zusätzlich Zucker.» Die Süsse aus frischen Früchten reiche aus.
In den untersuchten Take- away-Müesli fand das Labor zudem nur wenig gesunde Ballaststoffe. Für Ernährungsexperte Fäh ist das überraschend: «Ballaststoffe kommen durch Getreideprodukte und müssten in einem Birchermüesli eigentlich ausreichend vorhanden sein.» Am wenigsten der gesunden Stoffe hatte es im Betty-Bossi-Müesli von Coop in Zürich: 1,6 Gramm. Fäh: «Alles unter 2 Gramm ist zu wenig.» Das war auch bei den Birchermüesli aus dem Globus und vom K-Kiosk der Fall.
Enjoy: Fast 9 Gramm Fett pro 100 Gramm Müesli
Zudem steckt in einigen Müesli reichlich Fett. Das sättigt zwar, liefert aber auch viele Kalorien. Bei der Probe aus dem Spar kommen auf 100 Gramm Birchermüesli rund 9 Gramm Fett. Das überrascht nicht: Laut Zutatenliste ist das Müesli mit Vollrahm und Milchfett zubereitet. «Wenn ein Hersteller Milchfett verwendet, wirkt das, als ob er bei den Zutaten sparen möchte», sagt David Fäh. Das Produkt von Starbucks enthielt knapp
8 Gramm Fett, das Anna’s-Best- Müesli aus der Migros und das Globus-Müesli über 6 Gramm.
Ein weiterer Nachteil vieler Fertig-Müesli ist das ungünstige Verhältnis von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Omega-3-Fettsäuren helfen, Ablagerungen in den Gefässen und Herzkrankheiten vorzubeugen. Zudem sind sie gut fürs Gehirn. Omega-6-Fettsäuren vermindern diese Wirkung. In den Produkten von Betty Bossi und vom K-Kiosk fand das Labor zu viele Omega-6-Fettsäuren.
Der Gesundheitstipp liess die Fertig-Müesli auch auf aerobe Keime testen. Die meisten schnitten gut oder sehr gut ab. Nur in zwei Produkten fanden sich zu viele Keime: Das Spar-Müesli enthielt 164000 kolonienbildende Einheiten (KBE) pro Gramm, dasjenige aus dem Reformhaus Müller 43000 KBE. Andreas Widmer, Arzt und Hygienespezialist am Universitätsspital Basel, sagt: «Diese Werte sind zu hoch. Hier lief etwas schief.» Deshalb zog der Gesundheitstipp bei beiden Produkten 0,2 bzw. 0,1 Noten ab.
Schimmelpilzspuren in der Hälfte der Müesli
In den Müesli von Globus und Spar fand das Labor zudem Spuren von Enterobakterien, die zu Durchfall und Bauchweh führen können. Widmer: «Solche Bakterien gehören nicht in ein Birchermüesli.» Auch das gab einen Notenabzug.
In jedem zweiten Produkt wies das Labor Schimmelpilze nach, allerdings meist nur geringe Mengen. Viel davon – 8500 KBE – wies das Müesli aus dem Manor auf, dasjenige aus dem Reformhaus Müller enthielt 5500 KBE. Dies bewirkte wiederum einen Notenabzug von 0,2. Andreas Widmer glaubt, dass der Schimmel in den Müesli von den beigefügten Nüssen stammen könnte.
Coop und Migros sagen zu den Testresultaten, sie seien bestrebt, den Zuckergehalt zu reduzieren. Die Grossverteiler wollen die gemessenen Werte mit den Herstellern überprüfen. Die Empfehlungen zum Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 seien umstritten. Kioskbetreiberin Valora sagt, der Anteil an zugesetztem Zucker betrage maximal 7 Prozent. Spar schreibt, die gemessenen Keimzahlen lägen innerhalb der Richtwerte der Behörden. Das Müesli enthalte nur 5 Prozent Zucker, der Rest des gemessenen Zuckers stamme von anderen Zutaten.
Tipps: Darauf sollten Sie achten
- Meiden Sie Müesli mit verarbeiteten Zutaten wie Konzentraten.
- Kaufen Sie Müesli mit frischen Saisonfrüchten.
- Verzichten Sie auf Produkte mit Fruchtjoghurt oder Rahm.
- Wählen Sie Haferflocken. Sie senken den Blutzucker.
- Verfeinern Sie Müesli mit Flohsamen, Leinsamen, Amaranth oder Quinoa.