Jeden Morgen trinkt Marlène Holdener ein Glas Hahnenwasser. Zum Frühstück mischt sie einen bis zwei Esslöffel Leinsamen ins Müesli. «Das hilft gut gegen Verstopfung», sagt die 64-Jährige aus Unteriberg SZ. Studien belegen, dass Leinsamen die Verdauung in Schwung bringen und Schmerzen sowie Verletzungen beim Darmausgang vermindern. Der Grund: Die Samen quellen im Magen stark auf. In der Folge gleitet die Nahrung schneller durch den Darm.
Verstopfung ist unangenehm. Sie entsteht, wenn der Stuhl zu wenig Wasser enthält und zu lange im Darm verbleibt. Eine von zehn Personen leidet daran. Auch auf Reisen treten diese Beschwerden oft auf – wegen der Zeitverschiebung oder Stress. Michael Fried, Verdauungsspezialist am Zürcher Triemlispital, sagt: «Den meisten Betroffenen hilft es, wenn sie sich mehr bewegen, mehr trinken und Lebensmittel mit vielen Fasern essen.» Sprich: mehr Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte. Wenn das nichts nützt, empfiehlt der Arzt Mittel aus Pflanzen. Gut sind Leinsamen, Flohsamen oder Weizenkleie (siehe Tabelle). «Flohsamen wirken am besten», sagt Arzt Michael Fried.
Geschrotete Samen muss man vor dem Essen nicht einweichen. Marlies Lörincze, Leiterin Komplementärheilmittel der Zürcher Bahnhof-Apotheke, rät jedoch: Flohsamen ganz kaufen und zu Hause mit einer Mühle oder im Mörser selbst schroten. Der Grund: Geschrotete Samen werden schnell ranzig. Damit Samen gut aufquellen, muss man viel trinken: «Sonst können sich die Beschwerden verschlimmern», sagt Lörincze.
Apotheken verkaufen auch Feigensirup und Dörrpflaumensaft. Sie machen den Stuhl weicher. Michael Fried empfiehlt, getrocknete Feigen in Wasser einzuweichen und mit Leinsamen ins Frühstücksmüesli zu geben: «Das kostet weniger als Sirup aus der Apotheke und wirkt gleich gut.» Heilpflanzenexperte Martin Koradi aus Winterthur ZH sagt, dass einige besser auf Lein- oder Flohsamen ansprechen, andere auf Feigen oder Pflaumen: «Das probiert man am besten aus.»
Besonders stark wirken die Heilpflanzen Aloe, Senna, Faulbaum und Rhabarberwurzeln. Sie enthalten Anthrachinone – Wirkstoffe, die den Wassergehalt des Darminhalts erhöhen. Gesundheitstipp-Ärztin Stephanie Wolff: «Man sollte sie nicht länger als zwei Wochen nehmen, sonst wird der Darm noch träger.» Zudem droht dann ein Kaliummangel. Für Schwangere und Kinder sind Anthrachinone ungeeignet: «Sie können starke Krämpfe verursachen und Wehen auslösen», erklärt Wolff. Von Rizinusöl raten Ärzte ab. «Es schmeckt unangenehm und kann ebenfalls eine vorzeitige Geburt einleiten», sagt Wolff.
Wenn die Pflanzenmedizin nicht hilft, sollte man zum Arzt, sagt Michael Fried. Denn auch eine Krankheit könnte eine lang anhaltende Verstopfung verursachen. Dennoch: «Man sollte sich nicht auf täglichen Stuhlgang fixieren. Wenn man weniger als dreimal pro Woche aufs Klo muss, heisst das noch nicht, dass man krank ist», sagt er.
Hersteller Padma schreibt: Eine Studie mit 60 Patienten habe gezeigt, dass Padma Lax selbst nach drei Monaten nicht dazu führt, dass der Darm träger wird. Auch sei nicht bewiesen, dass es Wehen auslöse.
Die Strathos Pharma Group stellt Sidroga-Abführtee her und sagt, Nebenwirkungen wie Kaliummangel gebe es vor allem dann, wenn Patienten den Tee zu lange und in zu hoher Dosis trinken.